Diesel-Gate-Skandal und Kartell-Absprache der deutschen Autobauer, Teil 2


Diesel-Gate-Skandal und Kartell-Absprache der deutschen Autobauer, Teil 2

Apropos geschädigte VerbraucherInnen des Diesel-Gate-Skandals: Heute, 08.08.2017, Stand 18:00 Uhr, bieten u.a. VW, Daimler und Ford in einer Greenwashing-Kampagne den Geschädigten eine sog. „Umweltprämie“ (sic!) beim Kauf eines neuen (Diesel-)PKWs an! Wenn das nicht Marketing-„chuzpe“ ist, frei nach dem Motto: „billiger als billig zieht noch immer beim Kunden; Schnäppchen-Jagd und Kaufprämien-Schlacht — denn immer noch ist in Deutschland Geiz geil…“ Oder ist es doch nur eine weitere, unverschämte Verarschung der VerbraucherInnen und der Geschädigten?! Denn die neuen Diesel-Motoren sind ja noch immer genauso dreckig und umweltschädigend, was ihre NOx-Werte sowie die Feinstaubemissionen anbetrifft, wie die älteren und die alten — jedoch, so mag die VW-Marketing-Philosophie hinter dieser „Umweltprämie“ lauten, kann man und frau dann einen neuen VW-Golf, einen neuen VW-Tiguan, einen neuen VW-Touareg, oder aber neuen Porsche SUV anstatt des Alten fahren. Zwar genauso umwelt- und gesundheitsfeindlich wie jener, den man zur Zeit schon fährt, aber eben nigelnagel: neu!! Und immerhin werden durch diesen cleveren & smarten Marketing-Trick die Verkaufszahlen gründlich und „nachhaltig“ angekurbelt werden. Glaubt der VW-Porsche-Vorstand. Schuldeingeständnis „in der Sache“ jedoch — „negativ!“. Diese Manager-Mischpoke kennt in ihrem Vokabular den Begriff der „Schuld“ nicht mehr. Wo einstmals ein Schuld-Eingeständnis möglich war, antwortet man heute mit „dreckigen deals“ (in Richtung VerbraucherInnen) und / oder mit Drohungen (in Richtung Politik, „Totschlag-‚Argument‘ „: „Gefährdung von deutschen Arbeitplätzen“. Als ob 800.000 „Arbeitsplätze“ in Deutschland in der Diesel-Motoren-Fertigung angesiedelt wären…; die Motoren-Fertigung läuft inzwischen in weiten Teilen ja vollautomatisch => vgl. „Mechatronik“, „Industrieroboter im Motorenbau“, etc.pp.). Wo früher Verantwortung übernommen wurde, antwortet das Management heute mit betrügerischen und hinterhältigen Marketing-Tricksereien.

Und en passant: Im Diesel-Gate-Skandal offenbart sich die gleiche Manager-„Denke“ wie seinerzeit schon beim Fraport-Management in puncto „Wirbelschleppen“-Skandal: Als in den Anrainergemeinden der Einflugschneisen zur Landebahn „Nordwest“ [Raunheim, Flörsheim, Kelsterbach, Neu-Isenburg, etc.pp.] reihenweise durch Wirbelschleppen von landenden Flugzeugen die Dachziegel von den Dächern gesaugt wurden, ließ der Fraport-Konzern zwar zügig die entstandenen Schäden an den Dächern reparieren, das Fraport-Management übernahm jedoch keinerlei Verantwortung noch irgendein Schuldeingeständnis für die Ursache dieser Schäden. Anders als die einschlägigen technischen Studien zur Wirbelschleppen-Thematik in Flughafennähe belegen, die im Internet noch immer frei zugänglich sind und die bis in die frühen 70er Jahre das vorigen Jahrhunderts zurückreichen, machte der Fraport-Konzern die betroffene Bevölkerung glauben (2007-2010), dass die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schadensfall bei 1:90 Millionen läge, also in ca. 90-100 Jahren nur ein einziges Mal eintreten würde… Wer es im Fraport-Management hätte wissen wollen, der hätte es auch wissen können…— Und die Entscheider bei Fraport, die es wissen sollten, die wussten dies auch; ganz im Gegensatz zu den BürgerInnen und Bürgermeistern der Anrainergemeinden. Diese deckten den Fraport-Betrug durch eigene Internet-Recherchen auf. Doch da war es bereits für die Geschädigten zu spät. Die „Nordwest“-Landebahn war in Betrieb — und blieb dies bis dato auch für jene größeren Flugzeuge [Kategorie „Heavy“, d.h. bis 136 Tonnen Höchstabfluggewicht oder größer; sowie das Flugzeugmuster Boeing B757], deren Wirbelschleppen-Sog für die besagten Schäden an den Dacheindeckungen ursächlich verantwortlich sind. Im Nachhinein und unter dem Druck des Hessischen Verkehrsministeriums legte das Fraport-Management der aufgebrachten Bevölkerung sodann einen CSR-Euphemismus vor: „Vorsorgeprogramm zur Sicherung von Dacheindeckungen“, 2013 / 2014. Als ob dieser Flughafen-Konzern jemals Vorsorge für die umliegende Bevölkerung getroffen hätte! Und hier wie auch beim Diesel-Gate-Skandal übernimmt das Fraport-Management grundsätzlich keine Verantwortung für seine Fehlentscheidung bzgl. des weiteren Flughafenausbaues im dichtbesiedelten Rhein-Main-Gebiet. Kommt es hierdurch jedoch zu konkreten Gefährdungen der Bevölkerung oder weisen die BIs dem Konzern betrügerische Machenschaften in seinen diversen Studien, Masterplänen, den „Allianzen“, etc.pp. nach, so wird ebenso grundsätzlich keinerlei Schuld eingestanden. Fraport wie auch VW et al. lügen und betrügen sich in eine — für die Vorstände mit ihren Tantiemen und Boni — „Goldene Zukunft“. Den Preis hierfür bezahlt jedoch jedes Mal die Bevölkerung.

 

Doch zurück zum Diesel-Gate-Skandal. Früher hätte es bei einem solchen Skandal, wie es der heutige Diesel-Kartell-Skandal darstellt, unweigerlich einen deutschland- wenn nicht sogar europaweiten Boykott-Aufruf für diese Auto-Marken gegeben. Und die geschädigten VerbraucherInnen hätten damals auch „das Kreuz“ und den Mut gehabt, diesen Boykott erfolgreich durchzuziehen… Frei nach dem Motto: „Aus Wut wird Mut!“ (Karl-Heinz Böhm)

 

Wenn also die sog. „Corporate Governance“ / „Corporate Compliance“ den Mitarbeitern eines Konzernes vorgaukeln möchte, dass ihr Konzern nur das Beste für sie erreichen wolle, wenn CSR („Corporate Social Responsibility“) der Bevölkerung weiß-machen oder „blauwaschen“ (vgl. den Terminus des sog. „bluewashing“) möchte, wie sehr der Konzern auf das Wohl der Gemeinde(n) bzw. der BürgerInnen bedacht sei (vgl. u.a. Fraports „CASA-Kampagne“ oder aber Nestlés „Poland Spring“-Kampagne), und wenn Marketing-Kampagnen den VerbraucherInnen Unmögliches dennoch als „real“ verkaufen wollen (vgl. den heutigen Diesel-Gate-Skandal) — dann ist stets vom Gegenteil des Gesagten bzw. des Zugesagten auszugehen. Zwar kann das Gesagte einer Corporate Governance zutreffen — etwa, dass junge Menschen bei der „Deutschen Lufthansa“, einer Premium-Marke der internationalen Luftfahrtgesellschaften, zu Piloten ausgebildet werden. Aber die CG verschweigt den Pilotenanwärtern/-innen sodann geflissentlich, dass sie sowohl einen Teil ihrer Ausbildung selber bezahlen müssen (dass also der Azubi seinen Arbeitgeber dafür bezahlt, dass dieser ihn zum Copiloten ausbildet; vgl. „pay to fly“-System…) als auch, dass es für die Jungpiloten/-innen keinerlei Übernahmegarantien im Konzern gibt und wenn doch, dann nur zu weitaus schlechteren Bedingungen (sprich, bei den konzerneigenen „Billig-Linien“ oder als „Pilot/-in auf Abruf“). Zwar kann das Zugesagte auch eintreffen — im Diesel-Skandal werden ja die geforderten Abgas-Grenzwerte erreicht und auch eingehalten; jedoch nur mittels einer Betrugs-Software sowie unter Laborbedingungen eines Teststandes, nicht jedoch im Fahrbetreib „auf der Straße“. Aber der jeweilige Betrug und der daraus resultierende Schaden bleiben zunächst doch im „Impliziten“ verborgen. Nicht einmal im „Kleingedruckten“ ist er vorzufinden, wo man nur sorgfältig genug lesen müsste, um ihn „expressis verbis“ aufspüren zu können. Nein, er bleibt völlig Wort-los — im Impliziten ist er anwesend. Man muss in diesen Fällen stets misstrauisch sein und „um die Ecke denken“, um „zwischen den Zeilen“ den eingebauten Betrug „wittern“ zu können. Ein fortwährendes detektivisches „cui bono?“. Denn für all diese Fälle gilt der Aphorismus Friedrich Nietzsches: „Als ob nicht alle Worte Taschen wären, in welche bald dies, bald jenes, bald mehreres auf einmal gesteckt worden ist!“ (Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister, Bd. 2, 1878-1880). Und wird der Betrug eher zufällig aufgedeckt, wird das Implizite endlich dechiffriert, so ist es für den Geschädigten bzw. für die Geschädigten schon längst zu spät. Denn dann pochen die betrügenden Konzerne auf „Vertragserfüllung“ und fordern die berüchtigte „Rechtssicherheit“ ein. Wohlgemerkt: Das hohe Gut der Rechtssicherheit dient diesen Konzernen lediglich zum Vorwand, um ihre Betrügereien in den sog. „Grauzonen“ ungestört auf- und ausbauen zu können. Die von den Konzernen allseits eingeforderte „Deregulierung“ einer globalisierten Wirtschaft ist nichts anderes als ein Manager-Jargon für fortwährend ersonnenen Rechtsbruch. Sollte es im Diesel-Gate-Skandal tatsächlich zur „Umweltprämie“ für konzerneigene Neu-Diesel kommen, dann sollten die KäuferInnen nicht nur den Wortlaut, nicht nur das Kleingedruckte des Kaufvertrages lesen, sondern vor allem das Implizite dechiffrieren, mithin die angebotenen neuen Diesel nicht kaufen, sofern sie nicht von einem unabhängigen Institut im Straßentest / Fahrtest auf ihre Verbrauchs- und Abgaswerte hin untersucht worden sind. Denn was von Konzernen auf teuerem „Hochglanzpapier“ angepriesen wird, das entspricht garantiert nicht der Realität…—

 

Zuletzt. Das ständige Beschreiben von Wirtschafts-Skandalen und Niederträchtigkeiten aller Art ist ermüdend. Allein die Skandale der letzten Dekade würden mehrere Homepages füllen (siehe wikis). Lieber würde ich in diesem Blog philosophische Texte und Theorien beschreiben. Jedoch: Philosophie war seit ihren Anfängen immer auch Beschreibung von „Welt“ (gr. „kosmos“) und dem Menschen darin. So wie die „Geistige Situation der Zeit“ (vgl. Karl Jaspers) sich heute darstellt, mit einem idiotisch-jähzornigen und ganz offensichtlich rassistischen Präsidenten in Amerika (vgl. Nachrichtenagenda vom 23.08.2017) und einem paranoiden Diktator in Nordkorea, mit systematischem Betrug in weiten Teilen der globalisierten Wirtschaft, mit einer Profanisierung der „Welt“ einer-seits und der Entmenschlichung des Menschen anderer-seits, all diese „ungeheure Macht des Negativen“ (Hegel), erlaubt es diese „Geistige Situation“ m. E. nicht, sich in ein wie auch immer geartetes „Atlantis“ oder gar „Arkardien“ der „reinen Philosophie“, sprich: in den „philosophischen Elfenbeinturm“ zurückzuziehen. Denn dort, im „Arkadien der Philosophie“, gibt es zwar wunderschöne Gedanken, weitreichende geistige Systeme, Ethiken und Staatstheorien / Utopien in großer Zahl (von der Antike bis in die Neueste Zeit). Allein, es sind Theorien, wie die „Welt“ sein könnte oder aber sein sollte, jedoch keine Alltags-Realität…— Zwar gilt es jene zu kennen, aber diese zu gestalten.

 

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