Super, Trump! „revolution“ oder „revelation“, das ist hier die Frage…


Super, Trump! „revolution“ oder „revelation“, das ist hier die Frage…

13.11.2016

 

Okay, wir haben’s wieder einmal nicht kapiert! Erneut komplett verpeilt!! Wie zuvor schon beim „Brexit“-Referendum haben sich auch dieses Mal wieder alle geirrt — uni sono und höchst solidarisch: die Wahlforschungs-Institute mit ihren Umfragen (drüben wie hüben), die Lobbyisten mit ihren Bestechungs-Geldern und „Wahlfonds“, das sog. „politische Establishment“ diesseits und jenseits des Atlantiks, die „wahren Demokraten“ und, last but at least: Hillary Rodham Clinton. Nur Klaus Kleber, der ZDF-Anchorman, unkte am Vorabend der US-Wahl live aus Washington, dass da noch eine Überraschung zugunsten Trump’s möglich sein könnte. Er unkte richtig.

Nachts um „kurz vor Zwölf“ war die Welt noch in Ordnung. Morgens um 05:00 Uhr nicht mehr. Gleichviel, ob nun „nine eleven“ oder „eleven nine“ — Amerika erschafft Katastrophen von apokalyptischen Ausmaßen. Ob nun „Zwillings-Türme“ eines „World Trade Centers“ plattgebombt werden — oder aber die politische Weltkarte durch ein „renversement des alliances“ neu gezeichnet werden soll: Amerika ist immer für eine globale Katastrophe gut. Sozusagen: die „größte aller Zeiten!“. Denn wenn schon Katastrophe, dann stets auch noch „bigger than life!!“ Darunter geht es gar nicht. Und schon gar nicht im sog. „Amerikanischen Traum“, der für weite Teile der US-amerikanischen Bevölkerung zum alltäglichen Alptraum geworden ist, seit ihr eigenes Wirtschafts-System — die sog. „Globalisierung“ (wir erinnern uns: Wer hat’s erfunden…?!) — hunderttausende von amerikanischen Jobs nach Asien (China, Vietnam, Philippinen, Thailand, etc.pp.) oder aber in den Nahen- bzw. Mittleren Osten (z.B. Pakistan) outgesourct hat. Im Gegenzug dieser wirtschaftlichen Bewegung wandelte sich der Industrie-Gürtel der USA, der sog. „Manufactering Belt“, der die Staaten Illinois, Indiana, Michigan, Ohio, Pennsylvania, West Virginia, aber auch New York und New Jersey umfasste, schleichend aber sicher in die perspektivlose Tristesse des heutigen sog. „Rust Belts“, in dem zu viele Menschen keine Jobs und damit in eins keinerlei Lebens-Perspektive haben. In dieser Perspektivlosigkeit gleichen sie den „First Nations“ in ihren staatlichen Reservaten. Man lebt — aber ohne Sinn. Wofür? Wozu? So gelang es Donald Trump, dem republikanischen Wüterich, die sog. „Blue wall Staaten“ der Demokraten — von den Great Lakes über Wisconsin, Michigan und Pennsylvania und at laest: Minnesota -— zu durchbrechen und deren Wahlmänner für sich zu gewinnen. Staaten, die, im Selbstverständnis der Demokraten, für alle Zeiten Hochburgen der Demokraten bleiben würden. Ein fataler, politischer Irrtum — für Hillary Clinton. Er kostete sie den Einzug ins „Weiße Haus“.

 

Und was macht nun die letzte „Weltmacht“ dieser Welt, nachdem ein selbstverschuldetes „politisches Erdbeben“ ihre Grundfesten erschüttert hat? Trump-„revolution“ — oder doch „Trump-revelation“…—? Nachdem der letzte „amerikanische Heilsbringer“ ’schwarz‘ und „Demokrat“ war, soll es nun ein weißer Multimilliardär und „Republikaner“ wieder richten…? Wie könnte es denn auch nur entfernt möglich sein, dass ein Multimilliardär den selben Traum träumt, wie etwa der arbeitslose Stahlkocher und republikanische Wutbürger aus West Virginia, der ihn zum „president elect“ gewählt hat? Liegen — nicht nur hier — nicht „Welten“ zwischen dem Wunsch des Armen und der Realität des Reichen…??

Und weiter gefragt: Hatte Donald Trump nicht das feinere und damit „bessere“ Gespür für die Gefühlslage wie auch die „Denke“ des amerikanischen Wutbürgers — während Hillary Clinton eher die „Eliten“, die „Bildungs-Bürger“, die „Rationalisten“ ansprach und umwarb? War Trump womöglich sogar der bessere „Machiavelli“, der fast gänzlich auf die Emotionen der Wähler/-innen abzielte, während Clinton mit Argumenten um des Wählers Gunst warb? Ist Trump vielleicht der beschriebene „Il Principe“, dem es zu seinem Wahlsieg vollkommen ausreichte, einem Segment der Wähler/-innen und Wahlmännern „gut zu scheinen“ denn „gut zu sein“…—? Ein „Fuchs“ also, der mit Pöbeleien, Lügen und Versprechungen aller Couleur sein persönliches Ziel erreichte und kein politischer „Horrorclown“…—? Indes er von Politik, geschweige denn: Weltpolitik, keinerlei „expertise“ vielleicht jedoch eine „Ahnung“ hat? „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, heißt es bei Hölderlin. Wir werden in den kommenden Monaten also livehaftig miterleben, ob und inwieweit „das Amt“ den Politiker zu verändern vermag, oder aber vice versa….— Wider aller Vernunft hoffe ich auf den ersteren Fall.

 

Okay, wir haben’s wieder einmal nicht kapiert: Mit Wutbürger-Parolen lassen sich heute wieder Wahlen gewinnen! Nicht nur in Polen und Ungarn, nicht nur in Frankreich, sondern auch und gerade in „der ältesten Demokratie der Welt“, den USA. Und demnächst auch schon wieder in Österreich und Deutschland! Pöbeln und selbst „Pöbel“ zu sein, ist wieder politisch salonfähig geworden. Wo vor Jahren noch „politischer Diskurs“ gepflegt wurde, reicht heute der „politische Stinkefinger“ vollkommen aus; wo früher parliert und diskutiert wurde, reicht heute schon ein bös-artiges „Sich-Auskotzen“ aus; wo einstmals „Überzeugungs-Arbeit“ geleistet werden musste, reichen heute unversöhnliche Gegen-Positionen aus. Kurzum: Man spricht nicht mehr miteinander, sondern ist lediglich dafür, dass man dagegen ist. Das genügt. Und wo früher unmerklich „Scheren“ aufgingen, stehen sich heute unüberbrückbare Abgründe gegen-über. Politische, gesellschaftliche, soziale. So wirft sich u.a. die Frage auf, ob wir überzeugten Demokraten nicht so sehr den einen Mann (oder die Frau…) an der Spitze eines korrupten Staates zu fürchten haben, denn vielmehr all jene Wählerinnen und Wähler, die ihn oder sie an die Macht gewählt und in diese Macht-Position hinein-gewählt haben?! Denn wer von beiden ist denn gefährlicher: der eine demagogische Rhetor, oder aber das willfährig verführte Volk…—?

Und wie sieht es mit dem Demokratie-Verständnis der 50%-Verlierer aus, die partout das offizielle Wahl-Ergebnis (vgl. auch Brexit-Referendum) nicht akzeptieren wollen, bis hin zu nächtlichen Kravallen und Ausschreitungen…—? Herrscht hier noch „demokratische Gesinnung“ vor, oder grenzt diese politische Geistes-Haltung nicht nahe-zu an die „Diktatur des je eigenen Wähler-Willens“ heran…? Worin unterscheiden sich denn — in diesem einen Punkt — ein Kaczynski, ein Orbán, ein Erdogan, etc.pp. von „überzeugten Demokraten“, die gerade eine Wahl verloren haben? Und ist es nicht geradezu verwunderlich oder doch wenigstens einer Nachfrage würdig, dass die beiden ältesten Demokratien der Welt (England u. USA) heute an einem politischen Wendepunkt angekommen sind, da Kant’s berechtigte Kritik am „Demokratie“-Verständnis der Vielen sich bewahrheitet und er deshalb eine „Republikanische Verfassung“ als wünschenswert, weil vernünftiger, vorgezogen hatte (vgl. Kant: „Zum ewigen Frieden“, 1795/96)? Sicherlich würde er sich angesichts der real existierenden Zustände in Demokratie und Verfassung kopfschüttelnd die Augen reiben.

 

 

Quellen und Hinweise

renversement des alliances

https://de.wikipedia.org/wiki/Renversement_des_alliances

 

Manufactering Belt vs. Rust Belt

https://de.wikipedia.org/wiki/Rust_Belt

 

Blue wall States

http://edition.cnn.com/2016/11/09/politics/donald-trump-hillary-clinton-blue-wall/

 

Niccolò Machiavelli, Il Principe, 1513; Druckerlaubnis: 1532

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_F%C3%BCrst

 

Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden, 1795/96

https://de.wikipedia.org/wiki/Zum_ewigen_Frieden

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