Beiträge von Johannes Chwalek


der leiseste ton

der leiseste ton dass er forthallt in die zeit zu dem schönsten klang als du mir die teetasse – bostoner tea party – gabst


erbitt‘ ich deinen trost

erbitt‘ ich deinen trost   jahrzehnte belehrten mich dein blick in die offene flanke des seins – deines seins wie nun auch meines   doch sei getrost freund ruf ich dir heute zu hatt’st du mich doch auf die spur gesetzt   wie nun auch ich unsre freundschaft gelobt erbitt‘ ich deinen trost vor der […]


Franz Josef Schäfer: Einmal Theresienstadt und zurück.

Franz Josef Schäfer: Einmal Theresienstadt und zurück. Familie Lansch wehrt sich gegen die Nazis. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag GmbH 2019, 158 Seiten, 23 Abb. ISBN 978-3-86110-746-0, 12,90 €   Johannes Chwalek   Franz Josef Schäfer beschreibt ein außerordentliches Detail der Holocaust-Geschichte: Dem Wehrmachtssoldaten Hans Lansch (1906-1990), nach der Diktion der Nationalsozialisten ein „Mischling ersten Grades“, […]


lebt’ ich wie götter

lebt’ ich wie götter   dir zu sagen wärs nie mehr habe ich seitdem solch unbeschwerte   stunden des erzäh- lens erlebt ich bin kein le- ser mehr zu unsrer zeit   saß ich hingegos- sen mit einem buch – vorbei gespenster krallen   sich an die bücher immer frechre gebärden lebt’ ich wie götter


grubst du erinnrung

grubst du erinnrung   abends im schlafsaal stefan georges gedicht totgesagten parks   uns vortragend mit emphase das tiefe gelb das weiche grau die   letzten astern nicht vergessend geheimnisvoll neu vielversprechend   grubst du erinnrung herrentum und heiterkeit fürs nüchterne jetzt


spätes verstehen

spätes verstehen   wir sprachen einmal über das buch – jahrzehnte gingen drüber hin   das werk sei dir fremd meintest du – auch ich fand nicht den rechten zugang   heut ist es anders was uns betraf bewegte ist der gegenstand   dein wesen öffnet die türen – du beriefst mich wurdest heiterer   […]


wahrheit entgegen

wahrheit entgegen   ins zimmer treten zu unsrer alten freundschaft nichts davon vorbei   dabei wär es zeit jahrzehntelange trennung hienieden drüben   meine schriften dir zu zeigen ging mein atem dass noch eine spur   denn schien es dir nicht dass ich ein verlorner war wahrheit entgegen


winke und zeichen

winke und zeichen   inauguration eingeladen vom meister dessen lebensweg   er schreiben würde – lang schon ist er ohne ihn der sein freund wurde   damals war er jung der ehre der einladung noch kaum gewachsen   der meister ahnte vollendeter jüngerschaft winke und zeichen


abgehetzter mann

abgehetzter mann   abgehetzter mann noch eine zweite tasche in verschwitzter hand   ärger bei der bahn störung im betriebsablauf kundenroutine   eine tüte chips mittagessen-illusion am kalten bahnsteig   pflichten haben und überhäuft sein mit ihnen – weise ist das nicht


Juana in Mexiko

Juana in Mexiko   Die Berichte über deinen Aufenthalt in Mexiko haben deine Arbeitskollegen in Deutschland teilweise gefesselt, sagte ich zu Juana und verwies auf eine Frau, die ihre, Juanas Zeilen, sogar an ihren Arbeitsplatz mitgenommen hat, um während mechanischer Verrichtungen immer wieder den Blick darauf werfen zu können, teilweise aber auch befremdet wegen ihrer […]


Die Stiftskirche

Die Stiftskirche   Das Buch des Papstes, das im Schaufenster einer Buchhandlung in der Nähe der Stiftskirche auslag, zeugt von der wissenschaftlichen Bildung seines Autors, sagte ich zu Juana. Erst skizziere der Papst den Forschungsstand über Jesus von Nazareth, gehe dann auf eine bestimmte Forschungsmeinung näher ein, kritisiere sie und stelle eine eigene These dagegen, […]


blüht nach jahrzehnten

blüht nach jahrzehnten beiläufig gesprochnes wort bittersüßer duft   reißen möge es mich ein- mal noch über die grenze  


Ein Jubel, der nicht enden will

Ein Jubel, der nicht enden will Erzählung, Teil 3   Vorbereitungen Nach der Schule stand ich wieder vor den Zeitungsglaskästen und las in der aktuellen Ausgabe: 4. August 1914. Die Welt der Erwachsenen, die mich seit einigen Tagen brennend interessierte. Ein wenig beunruhigt war ich gleichwohl. Würde der Prä sein Wort wahrmachen, aufkreuzen und mich […]


Unbeschreiblicher Jubel!

Unbeschreiblicher Jubel! Erzählung, Teil 2   Bevor ich die Frage selbstverständlich bejahen wollte, stürmten zehn oder mehr Mitschüler, die gerade von der Schule gekommen waren und noch ihre Mappen im Arm hielten, die Treppe hoch. Sie liefen geradewegs zu den Zeitungskästen. Als sie den Prä sahen, riefen sie: „Herr Präfekt, haben Sie schon gehört? Es […]


Unbeschreiblicher Jubel!

Unbeschreiblicher Jubel! Erzählung, Teil 1 *   Am Montag, den 3. August 1914 las ich in der Zeitung: „Die Schicksalswürfel sind gefallen. Der Krieg ist erklärt und die kriegerischen Ereignisse haben alsbald eingesetzt.“ Ich überflog einige Sätze und gelangte zu der Stelle: „Abermalige Ansprache des Kaisers und Kanzlers. *Berlin, 2. Aug. Vor dem Schloß sammelten […]


Bleibt das leben wach

Bleibt das leben wach Nur durch den zauber suchst du Ihn heut arbeitsam   Über die worte gebeugt Dass dein freund dich sehn möge


Der Bericht des Sekretärs

Der Bericht des Sekretärs Zweiter Teil   Der Gefangene riss ängstlich die Augen auf: Schon gut, Herr! Ich sage dir alles! Alles was du willst! Valentinus nickte und begann das Verhör: Name? Tryphon, antwortete der Gefangene. Tryphon aus…? Aus T., Herr. Name der Mittäter? Ich kenne nur vier, Herr! Caecilius, Octavius und Minu­cius aus T. […]


Der Bericht des Sekretärs

Der Bericht des Sekretärs Erster Teil   Der Präfekt einer römischen Provinz, deren Name für diese Zeilen nicht von Bedeutung ist, befahl an einem hei­ßen Sommertag seinen Sekretär zum Bericht. Ave, Valentinus! Lass hören! Was gibt es? Leider nicht wenig, Herr, antwortete der Sekretär. Nun? wollte dieser wissen. Der Sekretär ermannte sich: Wie unsere Boten […]