Beiträge von Richard Wisser


KAISERLICHER GARTEN IN TOKYO

KAISERLICHER GARTEN IN TOKYO   Wassergraben   Sanft gleitet der Schwan, Rotes Blatt im Gefieder. Auch der Herbst küsst noch.   Mächtige Quader, Gefügt nach menschlichem Plan, Trotzen und schützen.   Zyklopenmauern, Zeitlos starr, doch herbstlicher Farn in den Ritzen.


WO BIN ICH?

WO BIN ICH?   Doch wie wäre uns Zumute, wenn wir eines Morgens aufwachten Und bemerken müssten: wir Sind an Bord der“Titanic“?


HELLE FREUDE, GETEILT MITEINANDER

HELLE FREUDE, GETEILT MITEINANDER   Dieses Entzücken, meint es uns beide, weil’s dem einen gefällt, auch dem andern? Reißt es uns hin, einander zu schätzen, mehr, viel mehr als Vergnügen, beschwingt es.   Bleiben wir gegenüber, gespiegelt höchstens, ohne die Gunst, uns zu gönnen, jeder dem andern sich, und bereit und willens, was uns begegnet, […]


UMWELT DES MENSCHEN? DER MENSCH IST GESCHEIT!

UMWELT DES MENSCHEN? DER MENSCH IST GESCHEIT!   „Umwelt“ verstellt uns die Sicht auf die „Welt“, hält uns gefangen, fixiert unsern Blick, lässt selbst Natur nicht mehr sein, was sie ist, fördert und fordert nur arteignes Glück.   Überall schafft sich der Mensch eine Welt, schaltet, gestaltet, im Raum, in der Zeit, geht mit Gegebenem […]


DEM, WAS IST, GEH’ AUF DEN GRUND!

DEM, WAS IST, GEH’ AUF DEN GRUND!   Nicht das „Raunen“ des „Sehers“, der, was er nicht sieht, verspricht, visionäres Stammeln, Wort, dem die Dichte gebricht, mystagogisches Schweifen, Leerlauf im Zwielicht statt Licht.   Auch die zynische Rede, die, was geschätzt wird, negiert, skeptischen Spotts Gehabe, nichts, was ihn interessiert, mitleidsloser Sarkasmus, den selbst der […]


ALLES IST WEG AUF DEM WEG

ALLES IST WEG AUF DEM WEG   Nirgends ist Aufenthalt lang, Heimat unerreichbar, alles ist Weg auf dem Weg. Es stillt keine Stelle Verlauf, und das Woher treibt im Wohin über den Zeitpunkt hinaus, der, tritt er ein, nicht mehr ist.   Mancher verhält sich, steht fest, heute, noch, doch morgen reißt ihn die Zeit […]


ZEITWEISES AUF UND AB

ZEITWEISES AUF UND AB   Einzig Vergangenes bleibt bestehn. Was derzeit ist, wird vergehn.   Was sich ereignet hat, war und ist. Dem nichts mehr wird, fehlt die Frist.   Was uns beschieden ist, drängt sich auf, bedingt Geschehn, schafft Verlauf.   Zeitlichkeit, Daseinsform, Kommen, Gehen. Wer sie begreift, bleibt nicht stehn.   Zeit, trotz […]


NATUR IHR SCHOß IST AUCH GRAB

NATUR IHR SCHOß IST AUCH GRAB   Es holt sich Natur die Gärten zurück. Zwar bleibt noch die Spur, der Zuschnitt im Blick, doch bald wächst dort Gras, wo der Spaten saß.   Noch spürt man die Hand, der Beete Verlauf, der Bäume Bestand, Gemähtes zuhauf. Doch schon wuchert Gras, setzt sein eig’nes Maß.   […]


Haikus

Haikus TÄGLICHE CHANCE   Auch der Alltag hat Seine lichten Momente: Sobald es ihm tagt.   DA STIMMT ETWAS NICHT   Die Wahrheit ist nackt. Weshalb finden die Lügner Sie nicht anziehend?   ZU TAGE FÖRDERN   Wer gegen den Strich Kämmt, hört Katzen fauchen, sieht Igel sich kugeln.


MEKUGI

MEKUGI   Klinge, wer hält dich? Griff der Hand oder Handgriff? Begriff hält im Griff. Mut packt zu, führt die Klinge. Doch der Splint hält zusammen.


MADE IN GERMANY

„MADE IN GERMANY“   Englischen Waren Zunächst zum Schutz ersonnen, Deutschland gebrandmarkt, Schließlich in aller Welt ein Güte- und Markenzeichen.   Selten kommt es so, Wie es die Absicht bezweckt. „Heterogonie Der Zwecke“ durchkreuzt Tendenz, Kehrt ins Gegenteil Pläne.


UNGEDULD

UNGEDULD   Wille ruft „sofort“, Lässt den Dingen keine Zeit, Kann nicht, was die Zeit Der Zeiten Mal für Mal so Mit sich bringt, frank erwarten.   Wer übers Knie bricht, Bricht sich leicht das Bein, vielleicht Sogar auch den Hals. Wille findet zwar den Weg, Stolpern läßt ihn schon ein Stein.


EINANDER ABHOLD

EINANDER ABHOLD   Begegnung erwächst Weder Arglist, noch Argwohn, Gegenseitigem, Nicht frontalem Antworten, Das durch Entgegnung blockiert.


DEM RING AUF DER SPUR

DEM RING AUF DER SPUR   Es windet zum Kranz sich selbst die Natur. Sie kehrt sich, ist ganz In zyklischer Tour. Ihr Kommen ist Gehn, Vergehen Bestehn.   Getrenntes vereint, Vergängliches bleibt, was dunkel erscheint, Verhaltenes treibt, statt gleiches Zugleich des Reichtums Bereich.   Vor Augen das Ziel, kein starrer Bestand, im Wechsel gleichviel […]


GEDICHT VERDANKT SICH

GEDICHT VERDANKT SICH   Geführt, von einer fremden Hand, beginnt es, sich in mir zu richten. Was dem Gedanken anverwandt, wird Vers, wird Klang, wird Laut im Dichten.   Es ist, als ob ich aufgewacht. Der Alltagston, das Wortgewohnte, was ich gewusst, mir ausgedacht, verliert das Spröde, Sachbetonte.   Der Einfall ist’s, dem ich’s verdank. […]


DER WECHSEL GELINGT ERST AM ENDE

DER WECHSEL GELINGT ERST AM ENDE   Wohl gibt es ein Jenseits des Horizonts, doch hinter ihn schauen gelingt nicht.   Du willst dich ihm nähern, er weicht zurück, eröffnet und schließt den Gesichtskreis.   Den kannst du erweitern von mal zu mal. Was ringsum sich zeigt, ist beträchtlich.   Doch unüberwindlich von Fall zu […]


DER KLINGKLANG GEFÄLLT MIR

DER KLINGKLANG GEFÄLLT MIR   Doch, wenn es ernst wird, verzicht’ ich auf Reime. Sie täuschen zum Scheine Verbindlichkeit vor.   Spürt nicht ein jeder: Es reimt sich das Meiste im Leben trotz Anklang und Kammerton nicht?   Passt zueinander der Klang, nicht nur Deckel und Topf, nicht nur Hut auf dem Kopf, stimm’ ich […]


VERGANGENES BLEIBT NICHT STEHEN, ES GEHT IM KOPF HERUM

VERGANGENES BLEIBT NICHT STEHEN, ES GEHT IM KOPF HERUM   Wer will schon erinnert werden an Leid und vergangenes Glück? An Schuld, an Beschwerden denkt niemand gerne zurück.   Und doch steckt darin Geschichte, kommt mehr als Lappalie zu Wort, des Lebens Gewichte bedingen Mühsal vor Ort.   Was war, ist es nur gewesen? Vergeht, […]