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GLÜCK GEHABT

Thomas Berger GLÜCK GEHABT „Das geht wirklich nicht, Lars“, sagte mein Vater. Ich versuchte es noch ein paar Mal, aber es war einfach nichts zu machen. „Wir haben diese Fahrt doch schon lange geplant. Und Paulina und Felix freuen sich schon.“ Na ja, Paulina, meine Schwester, ist erst fünf Jahre alt, und Felix, mein älterer […]


Bericht aus Berlin

Bericht aus Berlin   Gut integriert und trotzdem radikalisiert? Manche denken kurz.   *   Die Fremden Opfer – auch bei krimineller Tat? Kolonialistisch.     *   Dieses Land ohne Grenzen will stabil bleiben? Deutscher Größenwahn.   *   „Es ist nicht möglich, das Grundgesetz, die EU …“ (Lassen wir’s, wie’s ist.)  


IN DER FRÜHE

Thomas Berger IN DER FRÜHE Stilleweiltvor Tau und Tagim Sommerwald Nochschweigtder Krähenlauter Ruf Nochruhtder Menschenrastlos Treiben Nochwärmtkein Sonnenstrahldas Land Ein Ahnenflüstert leisevom Anbeginnder Zeit


gute alte zeit

gute alte zeit – in einem archiv voll mit papierbrandlast zünd‘ ich die meerschaumpfeife an und rauchte sie genüsslich


MACHT

Auszug aus: Thomas Berger: Im Schatten unserer Tage. Betrachtungen, Nordstrand 2023 [ … ] MACHT Wir erleben in der Gegenwart in mehreren Ländern gefährliche Tendenzen zu unkontrollierter politischer Machtausübung. Dabei handeln Autokraten keineswegs im Verborgenen, vielmehr rühmen sie sich ihres Machtmissbrauchs. Das autoritäre Muster kennen wir bereits aus der Antike. In seinem Werk Politeia, in […]


ABEND IM SOMMER

Thomas Berger   ABEND IM SOMMER   Des Tages Glut weicht mildem Glanz in leise Töne sinkt der Lärm von ihrem Werk löst sich die Hand im Garten lädt der Tisch zum Wein   Die Amsel singt vom Dach ein Lied über Blüten gaukeln Falter Beeren leuchten an den Sträuchern still schaut vorbei ein Katzentier […]


ein neuer glanz zieh

ein neuer glanz zieh um mich her aus alter zeit mich zu verjüngen mir sei’s allein zu stehen umringt von meinen ahnen


JÄHLINGS

Thomas Berger JÄHLINGS Erhorche den Ton du wähntest ihn fernNie mehr wird sein dir ein freundlicher OrtDu musst nun scheiden und tust es nicht gernSchaust wehmutstrunken zum unreifen Wort


nach eduard mörike, I

nach eduard mörike, I für thomas berger   im weichen fauteuil so geschmackvoll wie einfach in heiterm tone   „die bilder ihr werk“ „aber nein was denken sie“ „sie verstellen sich“   zerstreut und brütend sitzt er dann noch da und hört – des barons schweigen   zu sich selbst gebracht mit glüh’nder stirn steht […]


MÖRIKE

Thomas Berger MÖRIKE Man ersann für dichWas lange du trugstLast die dir schwer ward War Krankheit nur FluchtOder war sie ächtBeides vermuthlich Dein viertes JahrzehntKrönte der AbschiedVom Pfarrherrenamt Warst endlich am ZielPoet nur zu seynNahmst Armut in Kauf Theils abgeschiedenTheils auch geselligGefahren witternd So lebtest du hinFreigeist in AllemDem Wort nur vermählt.


alle konviktler

alle konviktler atmeten im reich der nyx hypnos bettet‘ uns lethe breitet‘ immer neu über uns vergessen aus


KALLES LIST

Thomas Berger KALLES LIST Kalle, ein Junge von elf Jahren, war Ministrant der Gemeinde St. Pankratius in Elberstadt. Dieses in sich gekehrte Kind hatte, ohne wirklich fromm zu sein, ein hehres Ziel: den Priesterberuf. Das lag freilich noch in weiter Ferne. Einstweilen beschäftigte ihn etwas Profanes: Er würde Hunger haben − an diesem Vormittag wie […]


„Probleme des deutschen Westens“

Plan zu einem Aufsatz:   „Probleme des deutschen Westens“ Eine Tagung des Verbandes deutscher Geschichtslehrer in Heppenheim an der Bergstraße im Oktober 1928   Vorbemerkung   Der vorliegende Aufsatz beschreibt die „Rheinische Herbsttagung“ des „Verbandes Deutscher Geschichtslehrer“ im Oktober 1928. Sie fand statt in Heppenheim an der Bergstraße im Hotel „Halber Mond“[1]. Im ersten Teil […]


ERWÄGUNGEN ZU KRANKHEIT UND GESUNDHEIT

Thomas Berger ERWÄGUNGEN ZU KRANKHEIT UND GESUNDHEIT ̶  Auszug  ̶ Wenn wir über Gesundheit sprechen, schwingt immer auch Krankheit mit, die häufig als ihr Gegenstück verstanden wird. Es wäre allerdings ein Missverständnis, Wohlbefinden und Leiden jeweils als feststehende Größen, als etwas Fortdauerndes zu denken. Die Übergänge zwischen Leistungsfähigkeit und Beschwerden sind fließend. Wer sich gesund […]


nach herrn k., X

nach herrn k. haiku, X   diese arbeit wär’ himmlische auflösung und lebendigwerden   *   hielt ich’s im bureau auch dann nicht aus, käm ich in einem monat frei   *   vielleicht könnte ich verborgne standhaftigkeit in mir auffinden   *   wut über meine schwester die ins zimmer kommt mit buch am […]


ERFREULICH IST …

Thomas Berger ERFREULICH IST … Man sagt ja gerade uns Deutschen nach, wir würden dazu neigen, an allem und jedem zu nörgeln, also als Kritikaster in Erscheinung zu treten. Das brachte mich auf die Idee, einmal darüber nachzudenken, was wirklich erfreulich ist. Und ich habe – erfreulicherweise – eine ganze Reihe von Punkten gefunden. Hier […]


nach herrn k., IX

nach herrn k. haiku, IX   mein glück und meine möglichkeit liegen sei je im literarischen   *   für ’ne geschichte in alle weltrichtungen mich auszubreiten   *   nur hie und da in einem kleinen wort lebend in dessen umlaut   *   ein nasses tuch auf das herz, brechreiz, luftmangel, seufzen, herumgehn […]