Beiträge von Richard Wisser


ES SPIEGELT KEIN BLINDER SPIEGEL

ES SPIEGELT KEIN BLINDER SPIEGEL   Wie fass’ ich den, der in mir sich spiegelt, den Gott, den unendlich Fernen, der mir doch endlich nah ist?   Greif’ ich, begreif’ ich im Abbild manches: Der Fernste ist nächste Nähe, ist, doch nicht so, ist wirklich, unfasslich fasslich, stets innen, außen, in mir und zugleich in […]


IM FALLEN VON ALLEM GEWAHR’ ICH SINN

IM FALLEN VON ALLEM GEWAHR’ ICH SINN   Noch reißt mich die Ferne in sich hinein, noch sind mir die Sterne, des Mondes Schein, wie sorgender Hände freundlich Geleit, wie lockender Strände andere Zeit.   Noch rührt mich die Klage im Weh’n des Winds, ergreift mich die Frage im Blick des Kinds, noch bleibt’s nicht […]


GEPLAGT GEFRAGT

GEPLAGT GEFRAGT   Die Zeit läuft ab, der Raum schrumpft ein, wir müssen es ertragen, was hilft das Nörgeln, Klagen. Drum mancher lebt in Saus und Braus und bleibt – auf Trapp.   Ein andrer schafft und nutzt die Zeit, denkt nach, verfasst Gedichte, ja, schreibt vielleicht Geschichte, bereist die Welt, ob nah, ob weit, […]


VERMESSEN MESSEN?

VERMESSEN MESSEN?   „Alles ist messbar.“ Welch eitle Vermessenheit! Messen genügt nicht.   Hör’ euch schon nörgeln: Wer ist so vermessen, das Maß zu messen?   Lass’ dich nicht täuschen, dem Unermesslichen wird kein Maßstab gerecht.   Unermesslich ist, ungemäß allen Maßen, der maß-lose Gott.   Wort aller Worte, Gott, das lebendige Wort, ruft maßvoll […]


ZWISCHEN DEN ZEILEN

ZWISCHEN DEN ZEILEN   Mögen Gedichte vom Sinn der Gesichte leben, sie streben ins eigentlich Lichte.   Ledig der Zwänge, befreit von der Enge, singen sie, bringen ins Spiel ihre Klänge.   Welt der Gedichte, von eignem Gewichte, schildert, bebildert statt Hergang Geschichte.   Denn jede Zeile, sie treibt ihre Keile, senkt sie, versenkt sie […]


BLEIB ICH MIR TREU?

BLEIB ICH MIR TREU?   Wann und wofür war ich Feuer und Flamme? Wann und wofür werd’ ich es morgen sein?   Was mich berührt, hat mich jeweils begeistert. Was mich verführt, ließ mich am Ende kalt.   Was mich entzückt, macht mich beschwingter atmen. War ich bedrückt, hielt mich Verstand im Zaum.   Freude, […]


INS LOT BRINGT AM ENDE DAS „WORT“

INS LOT BRINGT AM ENDE DAS „WORT“   Unangemessenes sag’ ich, denn: selbst der Worte Wörtliches trifft nimmer den Dingen ins Herz.   Sprache umspielt sie geschickt und bleibt ihnen trotzdem äußerlich, begreift sie, doch nur als Begriff.   Scheitert an dem, was für sich bleibt, stumm, nicht in weiser Schweigsamkeit. Es west ohne Zukehr […]


ERGÄNZUNG RÄUMT EIN, IHR SINN IST GEWINN

ERGÄNZUNG RÄUMT EIN, IHR SINN IST GEWINN   Unterschiede sind keine festen Größen, Veränderung ist ihnen eigen, fix und fertig ist nur der Tod. Im Leben ist anders Werden Gebot.   Sein ist Streben, Leben ist Sein im Wechsel. Bleibt einzig das Nichts, was es nicht ist, ist in allem Zukunft im Spiel. Veränderung treibt […]


REIME, AUF MICH SELBST GEMACHT

REIME, AUF MICH SELBST GEMACHT   Nicht, dass es mir nicht gelänge, wie Novalis, einzustimmen in den Hymnen-Sang der Nacht, ferne lägen Orpheus-Klänge, wie sie Rilke in Sonetten, Elegien vorgebracht.   In Sentenzen Schillers Nachbild, in Maximen Goethen folgen, hei!, das wäre doch gelacht. Möglich wär’ es, weil ihr Vorbild, weil ihr Stil die Mittel […]


ERST JENSEITS JEDEN FLUCHTPUNKTS ERSCHLIESST DIE SCHAU DIE SICHT

ERST JENSEITS JEDEN FLUCHTPUNKTS ERSCHLIESST DIE SCHAU DIE SICHT   Es zwingt die Perspektive, ihr Standpunkt dominiert. Der Ansicht Direktive, die Sicht der Sicht, postiert Gehäus, das Sukzessive, in Raum und Zeit fixiert.   Noch muss ich, mühsam, lernen Der Augen Sicht-Verlauf, dass ihn, zum Schein, im Fernen kein Fluchtpunkt hält mehr auf, ja, selbst […]


TÖNE SIND UNSICHTBAR

TÖNE SIND UNSICHTBAR   Allzuviel vieles liegt auf der Hand und vor Augen weithin. Solcher Gesichte Inbild, denn Sehen ist Wissen, spreizt sich. Hab ich’s gesehen, weiß ich, es nimmt mich dann nichts mehr wunder.   Blickt ich dem Sein ins Auge, schön wär’ es, ich wär’ im Bilde. Unsichtbar bleibt uns manches, das Meiste […]


UNTERSCHIED REGT SICH

UNTERSCHIED REGT SICH   Gib uns die Gabe zu unterscheiden, was unterschieden!   *   Nicht, um, was eines Sinnes, zu trennen, einig Vereintes.   Nicht, um zu scheiden, was sich gefunden in der Ergänzung.   Dort nicht zu richten, wo die Entscheidung fehl statt am Platz ist.   *   Gib uns die Gabe […]


ENDLOSE ENDLICHKEIT?

ENDLOSE ENDLICHKEIT?   Allem Vergänglichen Wohnt inne ein Weg. Selbst über Fließendes Führt Brücke und Steg.   Überall Übergang, Verhalt nur am Rand. Abschied ist immerzu. Verweil hält nicht stand.   Geht zwar ein Jegliches, Es kommt nicht ans Ziel. Spur im Verschiedenen Verläuft sich gleichviel.   Was auch im Endlichen Gelegt wird auf Kiel, […]


… DANN WIRD MIR EIN INBILD ZUM SINNBILD

… DANN WIRD MIR EIN INBILD ZUM SINNBILD   Ein Jenseits des Horizonts gibt es, Doch „hinter ihn“ schauen, gelingt nicht. Er grenzt unser aller Gesichtskreis Und wandert, sobald wir uns nähern, Ist offen und schließt doch den Ausblick, Verbietet, verleitet zu schweifen. Zwar zieht er den Schlussstrich hienieden, Doch grenzt es nach außen ans […]


Neue Kurzgedichte

Neue Kurzgedichte   z.Z. = ZUR ZEIT Jetzt währt immerzu. Es wird, indem es vergeht, Tritt auf der Stelle.   Von statten gehen Was kommt und was geht, Ist Gegenwart. Was nicht mehr geht, Bleibt auf der Strecke.   UNGEWISSHEIT Was wissen wir schon Von dem, was uns am Ende Beglückt oder droht!   ZWEIDEUTIGKEIT […]


ZEIT IM VERZUG

ZEIT IM VERZUG   Es zeitigt die Zeit: Sie grenzt und entgrenzt, endet, Doch ohne Ende.   Es läuft mir die Zeit Davon, zieht spornstreichs Leine, Läuft sie sich davon.   Die Zeit hält nicht an. Selbst, was wir Weile nennen, Dauert seine Zeit.   Alles, was in der Zeit an der Zeit ist, es […]


GERÄUMIGER RAUM

GERÄUMIGER RAUM   Geräumtes im Raum, Fügsam, auch ineinander, Oft nur verschachtelt.   Dem Raum erlaubt es, Auf-, ein- und auszuräumen, Einzig die Leere.   Viel steht in Räumen Herum, harrt der Verwendung. Die Zeit speichert nicht.   Was räumlich ist, bleibt, Entfernt es sich, irgendwo. Die Zeit? Sie vergeht.


DER FÄCHER

DER FÄCHER   Tagtäglich führt mir Ein Fächer vor Augen die Vielfalt des Einen.   Nur eins ist im Blick Auf die Vielfalt des Fächers Wichtig: ihn öffnen.   Wer sieht schon vor der Entfaltung Zusammenhang Und die Ergänzung?   Nicht nur der Fächer Harrt der Entfaltung, steht sie Doch allem bevor.   Entfalt’ den […]