Beiträge von Richard Wisser


WAS LEHRT UNS DIE NACHT?

WAS LEHRT UNS DIE NACHT?   Kaum, dass die Lichter erloschen, versinkt, was uns getrennt, die Welt gerinnt.   Schließ’ ich die Augen im Dunkel, gleichviel, öffne ich sie, es hält mich nichts.   Wer wohl vernimmt, wenn das Auge versagt, wie’s um uns steht, wohin es geht?   Nächtlich, im Dunkeln, spurt, lauschend, das […]


ORPHEUS, DEIN LIED TROTZT DER ZEIT!

ORPHEUS, DEIN LIED TROTZT DER ZEIT!   Ist, was vergangen, vorbei? Kehrt denn kein Echo zurück aus der Vergangenheit Sog? Orpheus, dein Lied trotzt der Zeit!   Rette die Liebe ins Wort, gib ihr die Bleibe im Lied, halt’ das Vergangene fest in der geformten Gestalt!   Denn, was uns ankommt, vergeht, glänzendes Leuchten verblasst, […]


ICH FRAG’ MICH MANCHMAL

ICH FRAG’ MICH MANCHMAL   Genügt die Frage? Bringt sie zu Tage wirklich die Lage? Weshalb, wozu?   Was hilft’s, das Flirren, Girren und Irren mühsam entwirren, die Tür bleibt zu.   Für’s Zweckbetonte, täglich Gewohnte, füglich Belohnte Verstand reicht zu.   In derlei Breiten herrscht selbst beim Streiten Vergleich der Seiten im Ab und […]


WORAUF ES ANKOMMT

WORAUF ES ANKOMMT   Nicht dadurch endet die Not in der Welt, dass man die Zeitung abbestellt.   Nur derart, dass man zu helfen bereit, wo es auch sei und jederzeit.   Gewiss, je größer, je besser, doch oft hilft schon ein Lächeln, unverhofft.   Schön klingt’s zu sagen ein Hü! und ein Hott! Hilf […]


INS AUG’ GERÜCKT

INS AUG’ GERÜCKT   Wer sagt, es sei, was verschieden, geschieden, verkennt die Struktur der Beziehung.   Gewiss! Es trennt jeder Abschied. Er scheidet und schneidet entzwei, was vereint schien.   Doch tritt zu Tag, was uns mangelt und abgeht: Des Anderen Art, die uns not tut.   Dem „Gleichen“ fehlt die lebendige Spannung, Ergänzung […]


Fragen, wissen, Antwort geben, doch wer weiß, wozu wir leben?

Fragen, wissen, Antwort geben, doch wer weiß, wozu wir leben?   Bleibt uns nur das Abfragbare, was ins Wissen eingegangen, wird das Wahre leicht zur Ware, nimmt die Antwort uns gefangen.   Fragen, die aufs Ganze gehen, die Gewusstes überschreiten, lassen Abhörbares stehen, weisen auf Unwägbarkeiten.   Hält die Antwort sich für schlüssig, tritt das […]


Bleibt uns nur der Verzicht?

Bleibt uns nur der Verzicht?   Mein Verstand steht still vor dem unerkennbaren Sein, weiß sich keinen Rat, tritt wohl auch auf der Stelle, wendet schließlich sich ab. Kommt mein Sinn ihm auf die Spur?   Doch mein Sinn schweift aus, tastet, rastet, zieht sich zurück, peilt, versucht’s erneut, wähnt und argwöhnt in einem. Auch […]


Sehenden Auges wie’s ist erfahren, II

Sehenden Auges wie’s ist erfahren, II   Motivik   Dem Bestehenden gilt es im Leben allseits Beine zu machen.   Selbsterkenntnis   Kommt, wer zu sich kommt, zu sich, aus sich herausgeht, über sich hinaus?   Gelassenheit   Wie doch gelingt es, über den eigenen Schatten selbstlos zu springen?   Endgültig   Was für ein […]


Sehenden Auges wie’s ist erfahren

Sehenden Auges wie’s ist erfahren   Spornstreichs   Winzig, der Splitter, kaum sichtbar, der Dorn, stacheln aufs Äußerste an.   Vorurteilsfrei   Was, wie es ist, ist ohne zu scheinen, erfährt nur der Nüchterne.   Endsieg   Missbrauchte Jugend, zur Uniform erzogen für den Heldentod.   Paradox   Die sich entziehen, ohne Stellung zu nehmen, […]


Haikus – Spürsinn und Spur

Haikus Spürsinn und Spur   Der Form des Haiku eignet tiefe Bedeutung: Ausgang zur Heimkehr.   Sein Inhalt? Sinnbild inmitten des Üblichen, Weckruf im Alltag.   Zweierlei macht mir die Seele weit, den Blick tief: Abglanz und Nachklang.   Flüchtigkeit gibt sich, Augenblick weitet sich weit. Bild löst Echo aus.   Und so erschließt sich, […]


Unterschied trennt und ergänzt zugleich

Unterschied trennt und ergänzt zugleich   Es bricht auseinander der engste Bund, es schlägt auch der Eintracht die letzte Stund’. Doch nur, was getrennt ist, ersehnt den Verein, verspürt, was ihm fehlt, fühlt sich einsam, allein, begreift, was ein freundliches Wort besagt, hilft dem, der in Nöten, verlassen, verzagt, und hält bei der Hand, bis […]


Ist alles vergeblich?

Ist alles vergeblich?   Wie kommt in Betracht, was unsichtbar waltet? Wie lässt sich anschau’n, was sich nicht zeigt?   Das Sinnbild verweist, gewährt keinen Einblick. Im Vorgestellten fehlt jede Spur.   Das Gleichnis entwirft, setzt sich an die Stelle, verheißt den Zugang, öffnet ihn nicht.   Die Chiffre fungiert, verbirgt schon Bekanntes, sie sagt […]


Wer erreicht schon sich selbst?

Wer erreicht schon sich selbst?   Am Rande unseres Seins taucht das uns Mögliche auf. Über den Schatten, den unsre Wirklichkeit wirft, sind wir stets schon hinaus.   Auch derart hinter uns her, dass unser Sehnen entwirft, was noch zu tun ist, doch unser Wunsch schon vor Ort, Herkunft Zukunft gebiert.   Wer bin ich, […]


Vergegenwärtigend sehnen wir uns nach Unvergänglichem

Vergegenwärtigend sehnen wir uns nach Unvergänglichem   Fern ist, was wir ersehnen: sei’s längst vergangen, gewesen, dass es wieder so wäre, sei’s, wo es sei, in der Zukunft, dass es jetzig sich einstellt, Ersehntes gegenwärtig ist.   Offen stehen die Herzen, sie, die den Durchzug verspüren, Sog ins frühere Vormals, sie, die bereit zu empfangen, […]


Aberwitz, Antwort zu wagen

Aberwitz, Antwort zu wagen   Sind wir zum Sterben geboren, schon vom Anfang an verloren? Folgt einem Früher kein Nachher? Oder endet je im Zwischen alles im Bannkreis der Horen?   Sind wir geschaffen, mit Beben auf das Sterben hin zu leben? Ist, was von der Art geschaffen, zwar der Zeiten Lauf verfallen, kann’s doch […]


Noch bedingt unser Sein der Unterschied

Noch bedingt unser Sein der Unterschied   Was zuerst und zumeist ins Auge fällt, gar ins Auge sticht, ist der Unterschied.   Hebt sich dieses von dem, das eine vom andern ab, besticht das Verschiedene.   Fraglich, allemal, bleibt Entscheidendes: Stutzig macht die Sicht, die’s zur Kenntnis nimmt.   Ist es neben, für sich? Der […]


Vorbehaltlos vergewissern

Vorbehaltlos vergewissern   Wem gelingt es schon auf Erden, dem, was ist, gerecht zu werden, statt, auf Norm und Zahl versessen, wahre Größe zu ermessen, ihren eignen Wert zu schätzen, statt den Richtpreis festzusetzen, statt mit Nummern zu hantieren oder nur zu buchstabieren, offen bleiben, statt zu petzen, nicht und nirgends zu verletzen, Fragen nicht […]


Hinreichen reicht nicht

Hinreichen reicht nicht   Vieles geht uns an, doch es berührt nicht. Manches tangiert uns, doch es lässt uns kalt.   Wovon hängt es ab? Sag’, woran liegt es, dass uns das eine jäh das Herz ergreift, andres ungerührt, fühllos quittiert wird?   Anteilnahme nimmt nicht nur zur Kenntnis, setzt sich, verstehend, an des andern […]