Beiträge von Susanne Konrad


Drei Miniaturen über das soziale Leben

Drei Miniaturen über das soziale Leben   Was macht einen Menschen grausam und roh? Notiz zum Zitat „Ist doch unsere zivilisierte Welt nur eine große Maskerade“ von Arthur Schopenhauer (1788-1860) Grundsätzlich halte ich mich für einen zivilisierten Menschen. Meine Umgangsformen sind höflich. Anderen Menschen zolle ich Respekt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich einen anderen […]


Dieser Krieg ist mein Krieg

Dieser Krieg ist mein Krieg   Dieser Krieg ist so nah, durch die intensiven Fernsehbilder, die die Tränen der Einzelnen in den Focus nehmen. Ich fühle mich, als säße ich selbst im Bahnhof von Przemysl und als wüsste ich nicht, wohin meine Reise weitergehen soll. Denn es könnte sein, dass ich in Polen Verwandte hätte […]


Meine Quellen der Inspiration

Meine Quellen der Inspiration   „Einsamer Umgang mit der Natur ist die erste Quelle der Inspiration. Man hört dort Laute der Süße und des Schreckens, wie man sie in einer Bibliothek niemals antrifft.“ Ralph Waldo Emerson (1803-1882), amerik. Geistlicher, Philosoph und Schriftsteller   Die Natur mag für viele eine wichtige Inspirationsquelle sein. Für mich ist […]


Leben ohne Tagebuch

Leben ohne Tagebuch   Möchte ich ohne mein Tagebuch leben? Es ist ein treuer Begleiter. Es ist für mich da, wenn Gedanken aus meinem Innern hervorbrechen wollen. Diffus Empfundenes wird zu Schrift und klärt sich auf diesem Wege. Es strukturiert sich zu Sätzen, zu Teilsätzen jedenfalls. Im Vergleich zu anderem Geschriebenem bleiben die Ergüsse aber […]


Die große Enttäuschung

  Die große Enttäuschung   Im Winter, als es so sehr dunkel war und der Corona-Lockdown sich schier endlos hinziehen wollte, da freute ich mich auf den Frühling. Ich war mir sicher, dass dann alles überstanden sein würde: die ersten Autorenlesungen im Freien, ein kleines Geburtstagsfest im Park mit Maske und ohne Umtrunk, eine Urlaubsplanung […]


Mein Jahr mit Corona

Mein Jahr mit Corona   Der Anfang   Corona ist kein Kinderspiel. Ich habe es am 28. Februar 2020 festgestellt, als mir klar wurde, dass wir die Immigrationsbuchmesse, die am 7. und 8. März hätte stattfinden sollen, würden absagen müssen. Zuerst aus Sorge, dass die Referenten und das Publikum wegbleiben würden, aber dann auch, weil […]


Kollektives Schicksal und Einzelschicksal am Beispiel Corona

Kollektives Schicksal und Einzelschicksal am Beispiel Corona   Da sieht man es wieder, welche Parallelen es geben kann. In Zeiten von Corona gehen kollektives Schicksal und das Schicksal des einzelnen konform. Durch die Kanäle von Fernsehen und Internet werden alle Menschen von denselben Nachrichten erreicht. Eine kollektive Erleichterung wurde spürbar, als vom Wahlsieg über Trump […]


Überraschende Wendungen in der Literaturphilosophie

Überraschende Wendungen in der Literaturphilosophie   Wendungen in der Literaturphilosophie? Gibt es überraschende Änderungen? Ist die literarische Postmoderne tot? Nein, natürlich nicht, aber es gibt neuerdings auch andere Strömungen. Der Bonner Philosoph Prof. Dr. Markus Gabriel diagnostiziert 2017 einen „neuen Realismus“, demzufolge die Welt der Dinge wieder eine Bedeutung hat.   Das war in der […]


Eine Rede

Eine Rede   Meine lieben Leute! Hier stehe ich nun vor diesem erbärmlich leeren Saale und deklamiere meine Worte in die endlose Weite unbelebter Stuhlreihen. Lange habe ich mit mir gehadert, ob ich meinen Vortrag halten soll, denn ohne Publikum zu sprechen, ist eine mehr als unbefriedigende Angelegenheit. Wären Sie persönlich und körperlich anwesend, meine […]


Glücklich schreibt sich’s besser – warum Autorengeschichten Erfolgsgeschichten sein müssen

Glücklich schreibt sich’s besser – warum Autorengeschichten Erfolgsgeschichten sein müssen   „Was machst du?“ „Ich bin Schriftsteller.“ „Wo veröffentlichst du denn?“ „Meine Bücher erscheinen bei großen Verlagen, sind preisgekrönt und werden in den Buchhandlungen auf den Auslagetischen präsentiert. – Und du?“ „Ich bin auch Schriftsteller.“ „Und wo veröffentlichst du?“ „Ich veröffentliche nicht. Ich schreibe nur.“ […]


Tipps für impulsive Schreiber: Wie kriege ich meinen Text fertig?

Tipps für impulsive Schreiber: Wie kriege ich meinen Text fertig?   Und zwar so, dass er wirklich gut wird? Diese kurzen Ausführungen richten sich an Autorinnen und Autoren, die, wie ich, nicht aus dem hohlen Bauch heraus plotten können. Will sagen, ich kann keinen längeren Text am Reißbrett entwerfen, sondern ich muss ihn mir erschreiben. […]


Mythologie und Sexualität

Rezension von Susanne Konrad Joachim Durrang: Die steinernen Männer. Gedichte. Axel Dielmann Verlag, 2019 ISBN 978 3 86638 269 5 Mythologie und Sexualität Was Mythologie und Sexualität miteinander verbindet, ist der Körper. Der idealisierte und rauschhafte, aber auch der mit dem Sog der Unterwelt ringende Leib. Im Gegensatz zu den Gottheiten der monotheistischen Religionen sind […]


Schreiben, was gesund macht – literarische Produktivität in Krisenphasen

Schreiben, was gesund macht – literarische Produktivität in Krisenphasen   Wenn alles fluppt, dann fließt auch die Feder. So sagt man es jedenfalls. Wie aber hält man in längeren Phasen des Misserfolgs oder des Stillstands durch? Gerade dann ist es wichtig, weiterzuschreiben, denn Schreiben weckt selbstheilende Kräfte und diese wiederum ebnen den Weg zu neuem […]


Die Geschichten hinter der Geschichte

Die Geschichten hinter der Geschichte Petra Seitzmayer im Gespräch mit Susanne Konrad über ihre Novelle „Die Liebenden von Wiesbaden“   Frankfurt am Main: Größenwahn Verlag, Oktober 2017. ISBN 978-3-95771-186-1 E-Book ISBN: 978-3-95771-187-8 € 16,90/€ 11,90     Petra Seitzmayer: Liebe Frau Konrad, vor etwa einem Jahr ist Ihre Novelle „Die Liebenden von Wiesbaden“ im Frankfurter […]


Kreatives Schreiben und Literaturproduktion

Kreatives Schreiben und Literaturproduktion Susanne Konrad im Gespräch mit Phyllis Kiehl   Ist es möglich, in Schreibwerkstätten und –seminaren Literatur zu erschaffen? Auch wenn man mit dieser Hoffnung an einem solchen Workshop teilnimmt, entstehen dort oftmals Texte von nur kurzer Halbwertszeit. Woran liegt das? Gibt es einen generellen Unterschied zwischen kreativem und literarischem Schreiben? Oder […]


Fluch der Straße, Fortsetzung

Ich bin allein und gehe meinen Weg Die Straße liegt vor mir und führt in die Weite Mit schweren Beinen laufe ich Und lausche den Liedern zwischen meinen Ohren     Ich habe lange nicht mehr geliebt. Als mein Pflastermaler mich verlassen hatte, war mein endgültiger Rückzug in die Einsamkeit erfolgt. Auf der Straße vereinsamt […]


Fluch der Straße

Fluch der Straße   Auf der Straße lebe ich. Meine Hände sind dick und rot. Auch meine Beine sind aufgequollen und nur notdürftig verbunden. So lebe ich, tagsüber in den Fußgängerzonen um ein paar Euro bittend, nachts in Hauseingängen und ab und zu in einer Obdachlosenunterkunft. Hier hat man wenigstens eine warme Pritsche und kann […]


Eine Abtrünnige im Kloster, Fortsetzung

Aber sie wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, Maria dafür zu danken. Maria, der ewigen Jungfrau, der allzeit Keuschen. Feministisch eingestellt, wie Adeline war, widerstrebten ihr solche Gedanken. Zugleich verspürte sie ein schlechtes Gewissen angesichts der in ihr aufsteigenden Erinnerungen an die religiösen Autoritäten. An der Seitenwand der Kapelle entlang, an weiteren Votivafeln […]