„Lachen ist Lust …“ Wortspiel und Melancholie bei Robert Gernhardt


„Lachen ist Lust …“ Wortspiel und Melancholie bei Robert Gernhardt
Vortrag von Thomas Berger am 26. März 2020, 19:00 Uhr,
Stadtbibliothek, 65779 Kelkheim, Am Marktplatz 1

Wer war Robert Gernhardt? Er wurde am 13. Dezember 1937 als Sohn eines Richters in Reval geboren, der Stadt in  Estland, die seit 1918 Tallinn heißt. 1939 erfolgte die Übersiedlung der Familie, die zur Minderheit der Deutsch-Balten gehörte, nach Posen in Polen. Der Vater starb als Soldat im Zweiten Weltkrieg. 1945 floh die Mutter mit ihren Söhnen Robert, Per und Andreas in den Westen. Ab 1946 lebten sie in Göttingen.

Im Anschluss an die Schulausbildung studierte Robert Gernhardt Malerei in Stuttgart und Berlin, in Berlin zudem Germanistik. Die Malerei nannte er die „schönste, weil leiseste aller Künste“. In den Jahren 1964 und 1965 wurde er Redakteur der Satirezeitschrift „pardon“ in Frankfurt am Main. Seit 1966 war er als freier Schriftsteller, Maler, Zeichner und Karikaturist tätig. Er lebte in Frankfurt am Main. Hierbei fällt mir ein Vers von ihm ein, der die Anfangszeile des Gedichtes „Ende eines Sommers“ variiert, das der Schriftsteller Günter Eich (1907−1972) verfasste. „Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume?“, lesen wir bei Eich. Was macht der Stadtbewohner Gernhardt daraus? Werfen wir einen Blick auf sein Gedicht „Zurück zur Unnatur“ – der Titel ist wiederum eine Anspielung, diesmal auf den dem Philosophen und Schriftsteller Jean-Jacques Rousseau (1712−1778) zugeschriebenen Aufruf „Zurück zur Natur!“, der allerdings in dessen Werk nicht vorkommt. Gernhardts Schlusszeile stellt die rhetorische Frage:

Wer möchte leben
ohne den Trost der Hochhäuser?

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