WILHELM BUSCH – bekannt und unbekannt


 

Thomas Berger

WILHELM BUSCH – bekannt und unbekannt
edition federleicht, Frankfurt am Main 2020
ISBN 978-3-946112-57-0, Preis: 8,00 Euro

− AUSZUG –

Wir denken bei dem Namen Wilhelm Busch an die volkstümlichen Bildergeschichten Max und Moritz (1865), Hans Huckebein (1867) oder Die fromme Helene (1872). Auch die durch ihn weit verbreiteten Redewendungen kommen uns leicht in den Sinn, beispielsweise die Zweizeiler:

 

Vater werden ist nicht schwer,

Vater sein dagegen sehr.

und:

Rotwein ist für alte Knaben

 Eine von den besten Gaben.

Diese Sicht auf Wilhelm Busch ist keineswegs neu. Schon zu seinen Lebzeiten fanden weder seine Gemälde noch seine Lyrik und Prosa beim Publikum Anklang. Dabei war Busch, der  am 15. April 1832 in dem niedersächsischen Dorf Wiedensahl (bei Stadthagen) geboren wurde, durchaus bestrebt, Berufsmaler zu werden. Nach einem kurz vor dem Abschluss abgebrochenen Maschinenbaustudium am Polytechnikum in Hannover besuchte er die „Königliche Akademie der schönen Künste“ in Düsseldorf. Anschließend betrieb er Kunststudien in Antwerpen. Die Entdeckung der bedeutenden niederländischen Maler, etwa Rembrandt, Rubens und van Eyk, wurde für ihn zu einem Schlüsselerlebnis. Doch er fand keinen eigenen Stil, da er sich zu sehr an der Kunst der Niederländer orientierte und deshalb an seiner künstlerischen Begabung zweifelte. Dennoch erlosch seine Leidenschaft für die Malerei nicht.

 

In München, wo er erfolglos sein Kunststudium fortzuführen versuchte, verlegte er sich mehr und mehr, anfangs aus Geldnot, auf Karikaturen und lustige Geschichten, die er mit Zeichnungen treffend illustrierte. Diese Schöpfungen, deren Bedeutung er selber nicht hoch einschätzte, machten ihn rasch berühmt und zum deutschen Wortkomiker und Volkspoeten schlechthin.

 

Aber Busch wäre gerne, wenn schon nicht als Kunstmaler, so doch als ernstzunehmender Lyriker und Prosaist anerkannt worden. Die Zeitgenossen jedoch begegneten den Sammlungen seiner nüchternen und bürgerliche Moralvorstellungen zersetzenden Gedichte, Kritik des Herzens (1874) und Zu guter Letzt (1904), mit Unverständnis, ebenso seinen Novellen Eduards Traum (1891) und Der Schmetterling (1895) sowie der späteren Prosa. Auch seine Theaterlibretti – die Oper Liebestreu und Grausamkeit (1860), das Märchensingspiel Hansel und Gretel (1862) und  die Operette Der Vetter auf Besuch (1863) − brachten ihm keinen Erfolg.

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