Alles Lüge…!
alles Lüge…?
28.10.2025, Essay I
Nach den hochfliegenden, idealistischen „himmlichen Sphären“ eines Platons und Paulus‘, nun wieder zurück zu den profanen „Ebenen“ der alltäglichen Realität, „dem wirklich wahren Leben“ (Dittsche).
Das Urtrauma Israels — die Tragödie des palästinensischen Volkes
Der Mossad selbst
hat die Aktion der Hamas
vom 07. Oktober 2023
vorbereitet…—
Sein im September 2024 durchgeführter Pager-Coup
gegen die libanesische, pro-iranische Hisbollah,
womit er gezielt Hisbollah-Führer und -Sympathisanten „ausschalten“ wollte*,
diente eigentlich den geplanten Kriegsvorbereitungen im Gaza-Streifen.
Dieser Libanon-Coup war lediglich
ein Preludium für Israels spätere Militär-Aktionen,
quasi ein Test der Welt-Öffentlichkeit:
Netanjahu und seine Militärs wollten testen,
wie die Welt-Öffentlichkeit auf ihr Vorgehen wohl re-agieren würde.
Pager-Coup und 07.Oktober lieferten
dem „Kriegs-Kabinett“ um Netanjahu sowie den orthodoxen Ultras um Israel Katz, et al.
sodann den wünschens-werten Vorwand,
„die Landnahme“ im Gazastreifen
und dem Westjordanland
in-Angriff zu nehmen,
und vor der israelischen Bevölkerung
als „die Befreiung der israelischen Geiseln“, o.ä.
rechtfertigen zu können.
Die „Falken“ Israels schlugen Israels „Friedens-Tauben“…—
(* zum Pager-Coup, dem sog. „Apollo“-Projekt des Mossad, siehe u.a.: die dreiteilige ZDF-„frontal“-Dokumentation:„Operation Apollo – Die Pager-Attacke des Mossad“)
Alles Lüge…!
Puzzelsteine einer historischen Parallele
Seit dem Libanon-Krieg 2006/2008 und erneut in 2024 verfolgt das israelische Militär die sog. „Dahiya-Doktrin“. Sie wurde von dem israelischen General Gadi Eizenkot, zuständiger Kommandeur der Nord-Front, formuliert. Sie bezieht sich namentlich auf ein südliches Stadtviertel Beiruts, Dahiyeh, das 2006 angeblich das Hauptquartier der Terror-Miliz „Hisbollah“ beherbergte. Im Kern besagt diese Militär-Doktrin, dass man systematisch und gezielt die „gesamte Infrastruktur“ (Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen, TV-Sender, Flüchtlingslager, aber auch gekennzeichnete Fahrzeuge von Feuerwehr, humanitäre Hilfsgruppen, Sanitätern, etc.pp.) angreifen sowie die Wohngebiete der Zivilbevölkerung vollständig vernichten soll, um den Widerstand des Feindes zu brechen.
Daraufhin setzte das israelische Militär diese Doktrin 2006 bis 2008 in die Tat um. Zwar gab man sich „human“, informierte via Handy-APP mit Stadtplan die Bewohner des Stadtviertels (Dahiyeh) über den bevorstehenden Angriff auf speziell markierte Wohngebäude — der vorgewarnten Bevölkerung blieben danach ca. 10 Minuten zur Evakuierung, bevor die israelische Lenkwaffe präzise einschlug und auch Nachbargebäude im Umkreis von ca. 100m mitbeschädigte, so dass sie unbewohnbar wurden. Die Hisbollah-Milizionäre waren auf diese Weise jedoch weder zu fassen noch zu vernichten, da sie stets zuerst das Wohngebiet bzw. die markierten Wohnhäuser verließen. Das israelische Militär wusste das. Seine Zielsetzung war indes auch eine ganz andere: Man wollte Süd-Beirut systematisch einäschern, so dass sich die Hisbollah weiter in den Norden des Libanon zurückziehen musste. Den Preis dieser Militär-Doktrin zahlten schon damals die getroffenen Zivilisten.
Auf die selbe Art und Weise ebnete die israelische Armee einen Landstrich im Süd-Libanon ein, der ihr bis dato als „Pufferzone“ dient. Dörfer und kleine Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht; Städte wie Nabatäa großflächig zerstört und unbewohnbar. Es entstand eine apokalyptische Landschaft. Diese ca. 80 Km lange Schneise der Verwüstung und mehrere Kilometer tiefe Zone, vom israelischen Militär euphemisch „Demarkationslinie“ genannt, wird zwar von sog. „UN Blauhelm-Soldaten“ kontrolliert. Aber auch sie und ihr Hauptquartier werden immer wieder von der israelischen Armee „versehentlich“ unter Beschuss genommen, da man seitens der Armee keine unabhängigen Augenzeugen wünscht. (s.h. u.a. die arte-Reportage „Libanon: Anatomie eines Krieges“; ARD /ZDF-Mediathek)
Dahiya-Doktrin und Gaza-Streifen bzw. Gaza-Stadt
Nun also wird die „Dahiya-Doktrin“ konsequent auf den Gaza-Streifen und Gaza-Stadt angewandt.
Zwar beruft sich Israels Militiär und vor allem das Kriegs-Kabinett Netanjahu auf das „Selbstverteidigungs-Recht des Staates Israel“. Aber ist ein Angriffs-Krieg gegen Zivilisten eine angemessene Verteidigungs-Maßnahme? Israelische Soldaten und Kriegs-Gerät aller Art versus unbewaffnete Frauen und Kinder, gegen Verletzte in Krankenhäusern, gegen Alte auf der Flucht…—?
Dient womöglich das „Selbstverteidigungs-Recht des Staates Israel“ lediglich als Vorwandt für einen geplanten Genozid an benachbarten Völkern, um „die Landnahme“ zu kaschieren oder bestenfalls zu rechtfertigen?
Wie verhält sich diese Position der israelischen Regierung — nicht der israelischen Bevölkerung! — zu Internationalem Recht?
Menschenrechtsverletzungen, Kriegsverbrechen, Greueltaten, etc.pp. werden unabhängig von den jeweiligen Akteuren, die sie begehen, durch unabhängige Gerichte (z.B. Internationaler Gerichtshof in Den Haag), beurteilt. Bei dieser Beurteilung geht es ausschließlich darum, ob ein Straftatbestand (z.B. Völkerrechts- oder Menschenrechtsverletzung) erfüllt ist. Nachgeordnet hierzu ist die (politische) „Position“ und/oder (militärische) „Funktion“ des Täters. Täter können somit Milizionäre sein (z.B. IS, Hisbollah, Hamas, „Wagner“-Söldner, et al.), das können aber auch reguläre Einheiten der (israelischen) Armee sein sowie deren (Ober-)Befehlshaber und Ministerpräsidenten. Im Gerichtsverfahren wird u.a. geklärt, wer in der politischen Hierarchie den Befehl zum Morden gab; wer in der Militär-Hierarchie die Beendigung der Greueltaten unterließ, obwohl er darum wusste; wer duldete die Greueltaten und schaute weg, obwohl er hätte eingreifen können und handeln müssen, etc.pp.? Auch spielt die ideologische Seite der argumentativen Lügen-Schutz-Behauptungen bei der Burteilung der konkreten Greueltaten keine Rolle. Denn jede Seite der Kriegs-Parteien pflegt ihr eigenes „Rechtfertigungs-Narrativ“.
Allein, hüben wie drüben — in Israel wie jetzt in Gaza — sterben unbeteiligte, unschuldige Zivilisten…— In nuce: Weder hatten die von der Hamas abgeschlachteten Israelis irgendeine Schuld an den Entscheidungen der verschiedenen Kabinette der letzten 38 Jahre (vgl. Ursachen und Vorgeschichten zur 1. u. 2. Intifada), noch tragen die palästinensischen Zivilisten, die zur Zeit von israelischen, regulären Einheiten abgeschlachtet werden, irgeneine Schuldam Hamas-Terror. Genaugenommen sind beide Zivilisten-Gruppen selbst Geiseln ihrer politischen Führungen: im Gaza-Streifen, der Hamas-Führung; in Israel, der Netanjahu-„Siedler“-Führung. Es gilt jedoch: nicht die Politiker zahlen den „Preis“ für ihre selbstherrlichen Entscheidungen, sondern die Zivilisten bezahlen einen „Blutzoll“ für den Fanatismus ihrer Politiker — sei es nun in Gaza-Stadt, sei es in Jerusalem…— Wie ist das nur möglich?
Die sukzessive Veränderung demokratischer Werte-Ordnungen in den letzten Jahrzehnten
Seit Mitte der 1990er Jahre befinden sich die verschiedenen „Werte-Systeme“ und „Werte-Ordnungen“ im Umbruch, wobei sich die diktatorischen Systeme heutzutage weltweit verstärkt durchsetzen. Galt nach den Balkan-Kriegen der 1990er Jahre in West-Europa, den USA sowie in Israel noch immer eine demokratisch-humanistisch basierte Werte-Ordnung — Kriegsverbrecher wie Ratko Mladić, Radovan Karadžić, Slobodan Milošević, et al., allesamt in verschiedenen militärischen bzw. politischen Positionen und Funktionen, wurden interniert und durch den Den Haager Internationalen Strafgerichtshof rechtskräftig verurteilt — so gilt seit Putins geopolitischem Syrien-Krieg (2015-2024) eine andere Werte- und Welt-Ordnung. Schon damals führte die Assad-Putin-Allianz gezielt und systematisch einen Krieg gegen die syrische Zivilbevölkerung, wurden Städte und Ballungsräume wie Damaskus, Hama, Aleppo, Homs, etc.pp., größtenteils eingeäschert; auch mit verbotener, geächteter Munition, wie etwa Streubomben.
Und heute? Demokratisch-humanistisch basierte Werte werden, sofern es den eigenen Machtbereich betrifft, ganz einfach durch diktatorisch-absolutistische Werte und Ordnungs-Systeme ersetzt. Zwar werden weiterhin weltweit Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen dokumentiert und in Archiven gesammelt, jedoch nicht mehr geahndet. Allein, Putin, Netanjahu, Xi Jinping und Trump wissen längst, dass sie selbst diese Ordnung mit ihren eigenen diktatorischen Gesetzen und Administrationen abgelöst und ersetzt haben. Anders als seinerzeit Mladić, kann sich Putin trotz internationalen Haftbefehls frei bewegen, da er weiß, dass die Diktatoren unserer Zeit ihn niemals an Den Haag ausliefern werden. Netanjahu wiederum weiß, dass er — obschon ihn und sein Kriegs-Kabinett inzwischen 70% der israelischen Bevölkerung entlassen sehen wollen — mit Wissen und Duldung der Trump-Administration die mythisch-religiöse „Landnahme“ im Gaza-Streifen und dem Westjordanland faktisch vollenden kann. Kriegsverbrechen hin und Völkermord her. Denn mit Trump auf seiner, Netanjahus, Seite, fehlt eine weltweit agierende Exekutive, die den Haftbefehl aus Den Haag vollstrecken könnte. Und die „Europäer“ in Brüssel sind für die genannten Diktatoren eher eine Lachnummer, denn ernstzunehmende „Sparringspartner“. Die Diktatoren wissen: In Brüssel ist Zwietracht oberstes politisches Gebot, z.B. wenn es um die Beschließung von Sanktionen gegen Kriegstreiber bzw. Kriegsverbrecher geht (vgl. etwa das 19. Sanktions-Paket gg. Putin, et al.). Zwietracht jedoch, macht große Dinge klein, während Eintracht kleine Dinge groß zu machen versteht. So bleiben heute Kriegsverbrechen ungeahndet und Kriegsverbrecher bleiben „auf freiem Fuß“, ungestraft. Mehr noch: Obschon jeder weiß, dass sich Netanjahu, Putin, Xi und Trump mit Lügen-Schutz-Behauptungen an der Macht halten, den eigentlichen Souverän einer Demokratie, das Volk, jedoch entmachtet haben, können sie „die Aufteilung der Welt“ nach ihrem eigenem Gutdünken und persönlichen Neigungen vorantreiben…— Die „Big Three“, China, USA, Russland, die eigentlichen politischen „Global Player“ unserer Zeit, haben sich von dem demokratisch basierten Staats-System — mit Gewaltenteilung, mit unabhängigen Gerichten, mit freier, investigativer Presse, mit freien Wahlen, etc.pp. — schon längst verabschiedet und lassen sich, mal als „ewiger Führer“, mal als „Friedens-Fürst“, mal als ungekrönter „stalinistischer Zar“ — huldigen und von ihren Anhänger*innen fanatisch feiern. Doch retour.
— Fortsetzung folgt —
