Das Spektrum politisch-toxischer Narrative — Beispiele von linksextrem bis rechtsextrem,Teil III


Das Spektrum politisch-toxischer Narrative — Beispiele von linksextrem bis rechtsextrem,Teil III

Synopsis, Teil I,

linksterroristische Positionen in ihrem historischen Horizont — Naher Osten und Afrika

02.01.2022 bis 09.01.2022

 

Die Zeit der linksterroristischen Guerillas im Nahen Osten und Afrika

Aufriss des historischen Horizontes

Es war die Nachkriegs-Zeit der ideologischen Ost-West-Blöcke, die mit ihren jeweiligen antagonistischen Feind-Bildern die Welt in zwei dogmatisch unvereinbare Lager spaltete: das kapitalistisch-marktwirtschaftlich orientierte Lager unter der Ägide der USA einerseits sowie das kommunistisch-planwirtschaftlich organisierte Lager unter der Führung der UdSSR, weniger Chinas, andererseits. Beide Supermächte versuchten ihre weltweiten Interessen-Sphären auf Kosten des je anderen auszuweiten und das eigene politische System zu stabilisieren. Umgangssprachlich war es die Zeit des sog. „Kalten Krieges“.

Seit der gelungenen marxistisch-leninistischen Revolution auf Kuba (Ende 1958) unter der Führung von Fidel Castro und Ernesto „Che“ Guevara nahmen die sogenannten „Befreiungskriege“, die auf allen Kontinenten geführt wurden, kontinuierlich zu. Castro und Guevara waren sowohl die ideologischen als auch die idealtypischen Ikonen der marxistisch-leninistischen Weltrevolution, obschon weder Castro noch „Che“ aus der „Arbeiterklasse“, sondern aus der gutbürgerlichen Mittelschicht stammten. Ein Paradoxon, das sie mit dem marxistischen Übervater Wladimir Iljitsch Uljanow, Kampfname „Lenin“, teilten: Castro, der „marxistische Revolutionär“, war studierter Jurist; Guevara, sein „Comandante“, war Mediziner — somit gehörten beide nach marx.-lenin. revolutionärer Diktion dem gutsituierten „Bildungs-Bürgertum“ an, das sie als „Bourgeoisie“ bzw. „Establishment“ bekämpften. Eine contradictio in se, was aber in der linken, revolutionären Szene niemanden auffiel oder sonderlich missfiel.

            Im Nahen-Osten operierten seit Mitte der 1960er Jahre marxistisch-leninistisch bzw. sozialistisch orientierte Guerilla-Gruppierungen wie die „Fatah“, die „PLO“ bzw. die „DFLP“ unter Führern wie Yasir Arafat; ab 1987 zudem die radikalislamistische „Hamas“ unter ihrem geistigen Führer Ahmad Yasin. Diese palästinensischen Organisationen sowie ihre Splittergruppen (z.B. die Terrororganisation „Schwarzer September“ unter Führung von Ali Hassan Salameh: Anschlag bei den Olympischen Spielen in München 1972; die „PFLP-SC“ unter Führung von Wadi Haddad: Entführung einer Air-France-Maschine nach Entebbe, 1976; danach Entführung der Lufthansamaschine „Landshut“ nach Mogadischu, 1977) führten primär einen „Befreiungskrieg“, in anderer Diktion einen „Vernichtungskrieg“, gegen Israel (ab 1967), der sich in Jordanien, dem Libanon sowie Syrien zu jeweiligen Bürgerkriegen auswuchs. Die linksextremistischen Varianten der Guerilla führten mehrheitlich den Kampf-Begriff der „Befreiungsfront“, der „Volksfront zur Befreiung…“, etc. in ihrem Namen.

Die Führungs-Riege der deutschen RAF — Baader, Ensslin, Meinhof, Raspe, Mahler sowie ein Dutzend anderer RAF-Terroristen —, erhielten 1970 in einem jordanischen Fatah-Camp eine paramilitärische Grundausbildung an Waffen, Sprengstoff, Guerillakampftaktik, u.ä.m., die es ihnen nachfolgend ermöglichte, ihre Terroranschläge in Deutschland logistisch vorzubereiten und mit militärischer Disziplin durchzuführen.

            Ebenfalls im Nahen-Osten führten die Guerilla-Einheiten der kurdischen Peschmerga seit August 1984 einen Guerillakrieg gegen die Türkei, in Syrien sowie im Irak. Zwar ist ihre ideologische Linie „sozialistisch“, aber vor allem in der Türkei ging der bewaffnete Kampf der PKK um die Erlangung einer kurdischen Autonomie gegenüber Ankara. Terrorziele waren vor allem türkische Soldaten, Polizeiverbände sowie staatliche Organisationen (z.B. Antiterror-Einheiten) auf kurdischem Gebiet.

            In Afrika gab es ab den späten 1950er Jahren und bis Ende der 1970er Dekade zahlreiche Unabhängigkeitsbestrebungen von den Kolonialmächten Frankreich (Algerien, marx.-national. FLN, 1954-1962); Belgien (Belgisch-Kongo, hier kämpften Rebellenarmeen von 1960-65; République du Zaïre, Diktatur Mobutus, 1971-1997, danach Demokratische Republik Kongo); sowie von Portugal (in Angola, Mozambik sowie Guinea-Bissau, marx.-lenin. orientierte FNLA, UNITA sowie PAIGC, 1961-1975).

Von Namibia aus operierte die marx. orientierte PLAN-Guerilla der SWAPO, die sowohl in Sambia und Angola als auch gegen das südafrikanische Apartheidsystem in Namibia kämpfte (ab 1960-1989).

In der Westsahara führte die sozialistisch-nationale Frente Polisario ihren Untergrundkampf zunächst gegen die spanische Kolonialmacht, danach gegen Marokko und Mauretanien (ab 1973).

In all diesen Fällen führten die jeweiligen „Befreiungsarmeen“ einen Guerillakrieg gegen reguläre Streitkräfte der ehemaligen bzw. damaligen Kolonial- und Besatzungsmächte. Die marx.-lenin. Guerillas wurden mehrheitlich von der Sowjetunion bzw. China mit Waffen, Material sowie Logistik in ihrem Kampf unterstützt. Andere von den USA/CIA, den jeweiligen Kolonialmächten oder Südafrika. Ihre Kommando- sowie Befehls-Strukturen waren strikt hierarchisch geordnet. Dogmatische „Agitprop“ war ihr indoktrinierendes Überzeugungsmittel hinsichtlich der „zu befreienden Bevölkerung“. Es galt ein revolutionäres, durchstrukturiertes Anführer- oder Führungskader-Prinzip. Dessen Berechtigung, seine Grundlage und Durchsetzungs-Gewalt war in der marx.-lenin. Doktrin als revolutionäres Dogma begründet. In Anlehnung an die organisatorischen Strukturen der KPdSU galten das Wort und die Weisungen „der Partei“, die Entscheidungen der Guerilla-Anführer (in Analogie zum „Generalsekretär“ [Lenin, Stalin] bzw. dem „Ersten Parteisekretär“ [Chruschtschow, Breschnew]), des Volks- bzw. Exekutivkomitees (in Analogie zum „Zentralkomitee der KPdSU“, ZK) sowie des „Sekretariats“ als unumstößliches, „revolutionäres Gesetz“. Man kopierte die Organisations-Strukturen der sowjetischen Einheitspartei KPdSU, in kleinerem Umfang auch die des Staats-Apparates, und füllte sie mit den jeweiligen „landestypischen“ Inhalten der Guerilla auf. Der Export der „russischen Revolution“ in alle Welt konnte m.E. nur deshalb erfolgen (und teilweise auch gelingen…), weil Krisengebiete deren grundlegende Strukturen als Staats-zersetzende Ideologie mit angepassten, landestypischen Inhalten importieren konnte. Anders gesagt: das „leuchtende Vorbild“ der Guerilla war die Struktur  des revolutionären Marxismus-Leninismus und Russland war „die Mutter dieser Revolution“. Aber die Inhalte  der palästinensischen Fatah, der algerischen FLN, der angolanischen FNLA, etc.pp., die waren landestypisch. Die marxistisch-leninistische Revolution war in den 1960er Jahren der wohl größte Export-Import-Schlager der Sowjetunion.

 

— Fortsetzung folgt —

 

Quellen und Verweise in der Reihenfolge ihrer kontextlichen Nennung

 

Bundesministerium des Innern und der Heimat, BMI

https://www.bmi.bund.de/DE/themen/sicherheit/extremismus/linksextremismus/linksextremismus-node.html

 

Linksextremismus, Bundeszentrale für politische Bildung, bpb

https://www.bpb.de/politik/extremismus/linksextremismus/264080/linksextremismus-in-der-deutschen-parteienlandschaft

 

Der Begriff der „Terrororganisation“

https://de.wikipedia.org/wiki/Terroristische_Vereinigung

 

Der historische Rahmen

Lenin und die Bolschewiki, bpb

https://www.bpb.de/izpb/189545/der-sieg-der-bolschewiki?p=1

 

Stalinismus, bpb

https://www.bpb.de/izpb/189565/stalinismus

 

Agitprop

https://de.wikipedia.org/wiki/Agitprop

 

 

Die Guerilla

https://de.wikipedia.org/wiki/Guerilla

 

Die palästinensische Fatah-Guerilla,

https://de.wikipedia.org/wiki/Fatah

 

Die palästinensische PLO-Guerilla

https://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stinensische_Befreiungsorganisation

 

Entfühung der „Landshut“, 13.Okt.1977

https://de.wikipedia.org/wiki/Entf%C3%BChrung_des_Flugzeugs_%E2%80%9ELandshut%E2%80%9C

 

Die radikalislamische Hamas

https://de.wikipedia.org/wiki/Hamas

 

Der Algerienkrieg, 1954-1962, die kommun.-national. FLN

https://de.wikipedia.org/wiki/Nationale_Befreiungsfront_(Algerien)

 

Die Kongo-Krise 1960-65

https://de.wikipedia.org/wiki/Kongo-Krise

 

Die Unabhängigkeitsbestrebungen der Demokratischen Republik Kongo

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Demokratischen_Republik_Kongo#Unabh%C3%A4ngigkeit

 

Der portugisische Kolonialkrieg in Afrika, u.a. in Angola & Mozambik

Die von den USA und China unterstützte FNLA

https://de.wikipedia.org/wiki/Frente_Nacional_de_Liberta%C3%A7%C3%A3o_de_Angola

 

Die sowjetisch unterstützte MPLA

https://de.wikipedia.org/wiki/Movimento_Popular_de_Liberta%C3%A7%C3%A3o_de_Angola

 

Die von den USA, Südafrika und China unterstützte UNITA

https://de.wikipedia.org/wiki/Uni%C3%A3o_Nacional_para_a_Independ%C3%AAncia_Total_de_Angola

 

Die vom Ostblock bzw. von Kuba unterstützte PAIGC (Guinea, Bissau)

https://de.wikipedia.org/wiki/Portugiesischer_Kolonialkrieg#Die_Guerilla-Bewegungen

 

Der namibische Befreiungskrieg der PLAN-Guerilla (1960-1989)

https://de.wikipedia.org/wiki/Namibischer_Befreiungskampf

 

Der Westsahara-Konflikt, die sozialistisch-nationalistische Frente Polisario (1973-1976)

https://de.wikipedia.org/wiki/Westsaharakonflikt