Erinnerung
Auf dem Weg zur Stadtbibliothek
habe ich mich daran erinnert,
dass es eine Zeit gab, wo mir auch
ein solches alltägliches Ereignis
mit Flügeln der Aufmunterung und
Begeisterung versehen worden wäre
durch einen Freund. Erst einmal hätte er
nach dem Grund meines Weges gefragt,
ich hätte ihm geantwortet, dass ich
die dreibändige Heinrich Mann-Bibliographie
einsehen wolle wegen eines Artikels
über den Autor, den ich zu schreiben habe.
Dass ich bei dieser Gelegenheit in einer
Biographie über Stefan George
nach drei Lebensdaten suchen wolle
auf die Bitte eines (andren) Freundes hin.
Schließlich wolle ich noch eine
„Einführung in die Geschichte des Mittelalters“
ausleihen; ein Titel, auf den ich gestern
beim Recherchieren zufällig gestoßen sei.
Mein Freund hätte dies alles wohlwollend
kommentiert, vielleicht noch weitere Fragen
gestellt und mich mit gutem Gefühl
die Fahrt mit dem Fahrrad von
Mainz-Kostheim nach Mainz
antreten lassen. Später hätte er
sich erkundigt nach meinen Ergebnissen
und ob ich zufrieden gewesen wäre.
Ich darf nicht vergessen, mich daran zu erinnern,
dass es diesen Freund für mich gegeben hat,
der meiner Welt ein anderes Aussehen gab.