Karwoche — Von der Amtskirche, „die keusche Hure“*


Karwoche — Von der Amtskirche, „die keusche Hure“*

 

16.03.2016

 

Wo Menschen sind, da menschelt es. Und es ist eine romantische Illusion zu glauben, dass — gerade weil sie Amtsinhaber und Würdenträger sind, gerade weil sie ein Amt bekleiden und an einer Würde tragen — dass sie deshalb bessere Menschen wären. Ein besserer Mensch wird man weder durch ein gespendetes Sakrament noch durch einen Habit oder Talar. Die Missbrauchfälle in den verschiedenen Amtskirchen weltweit belegen dies ja aufs eindringlichste. So ist die Amtskirche, zumal die „katholische“ (vgl. gr.: kat-hólon, in Bezug auf das Ganze, das Ganze betreffend), ihrem geistlichen Ideal entsprechend zwar eine „heilige“ und auch „keusche“. Aber in ihrer Realität nur mehr ein desaströses Zerrbild ihres eigenen Anspruches: Sie ist reich und liebt den Reichtum, anstatt, gemäß ihrer eigenen Amts-Eide, arm sein zu wollen und in Solidarität mit den Armen dieser Welt leben zu wollen (viele Würdenträger wollen haben, nicht sein; siehe Limburg, aber auch im Vatikan selbst); sie ist mächtig und hängt an der Macht, anstatt demütig und gehorsam gegenüber der Nachfolge Christi zu sein; sie schädigt und zerstört Existenzen, anstatt Schutzbefohlene zu schützen, Anders-Denkende (in den eigenen Reihen…) zu respektieren, und Anders-Glaubende als Gläubige zu würdigen, die alle aus einer Quelle schöpfen, jedoch mittels unterschiedlicher Gefäße; u.v.a.m. In ihren realen Zerrformen ist diese Amtskirche eine „Hure“. Es sind jedoch die Menschen, die die Strukturen der Amtskirche mit ihrem Leben erst zum Leben bringen… Deshalb aus der Kirche austreten? Falsche Alternative. Besser: sich selbst zum Ursprung aller Heiligkeit „zurück-arbeiten“. Denn, wer gegen den Strom zu schwimmen vermag, der wird auch an der Quelle des Stromes ankommen. Und wer selbst die Umkehr im Glauben wagt und frei von jeglichem Fanatismus oder Missionierungs-Bestreben vorlebt — wie könnte sein Beispiel nicht auf alle anderen ausstrahlen? Sowohl auf jene innerhalb der eigenen Glaubens-Gemeinschaft, als auch auf jene anderer Religions-Gemeinschaften (vgl. z.B. Taizé-Communauté).

 

* Überschrift des Impulses zum „Freitag der fünften Fastenwoche“, aus: Franz Kamphaus, „Gott ist kein Nostalgiker. Anstöße für die Fasten- und Osterzeit“, Herder Verlag, 2012, S.62

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