MIT PAUL GERHARDTS LIEDERN DURCH DAS JAHR, 2018


 

 

Thomas Berger

MIT PAUL GERHARDTS LIEDERN DURCH DAS JAHR, 2018
(Auszug)

Paul Gerhardt, der Schöpfer zahlreicher Gedichte und Liedtexte, lebte in der Zeit des Barock.

Die Bezeichnung eines bestimmten Stils in der europäischen Kunstgeschichte wurde auch für die Literatur des 17. Jahrhunderts verwendet, also für die Epoche zwischen dem Ende von Renaissance und Späthumanismus und dem Beginn der Aufklärung. Die Barockzeit war geprägt durch das Elend des Dreißigjährigen Krieges (1618−1648). Die Menschen schwankten zwischen Todesängsten und Verlangen nach Lebensfreude, zwischen Jenseitshoffnungen und Hingabe an das Diesseits.  Berühmte literarische Beispiele sind die Gedichte des Lyrikers Andreas Gryphius (1616−1664) und Der abenteuerliche Simplicissimus des Hans Jakob Christoffel von Grimmelsshausen (1621−1676).

Auch in der geistlichen Dichtung Paul Gerhardts begegnen wir dieser spannungsvollen Grundstruktur: Er setzt Leiderfahrungen und religiöse Sehnsucht in Verse und stellt die polaren Größen einander gegenüber. Dabei ist sein poetisches Schaffen maßgeblich von der biblischenTradition und der reformatorischen Theologie bestimmt. Allerdings lag es nicht in der Absicht Gerhardts, Texte speziell für Kirchenlieder zu schreiben. Seine Gedichte waren ganz allgemein als Werke der Tröstung und Lebensbewältigung gedacht – Theodor Fontane (1819−1898) verwendet in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg, als er anerkennend über Paul Gerhardt schreibt, den Ausdruck „Tröstelied“. Erst infolge der Vertonungen durch den Kantor Johann Crüger(1598−1662) und dessen Nachfolger Johann Georg Ebeling (1637−1676) und die Annahme durch Gemeinden wurden sie zu gottesdienstlichen Liedern. Der Theologe Ebeling gab 120 Lieder Paul Gerhardts in neuen Vertonungen heraus. Für die im Gottesdienst verwendeten Lieder Gerhardts gilt in besonderer Weise die Verhältnisbestimmung „Musik als Schwester der Theologie“.