Beschädigungen
spiel mir ein stück, lach
ein stück nur mit den fröhlichen tasten
die sonne schaut rein, matt
warum kannst du nicht lachen
–
und alles so zack futsch
leben geht weiter aber du bist kaputt
–
eine neue zeit bricht an
reliquien und relikte
eine welle des überschwangs
zufälle und missgeschicke
–
du, du kannst einen unfall baun
da kommt der nachbar
und verbiegt temporär den zaun
und alles wird wies zuvor war
denn er poliert den lack
und jeder kratzer
weg – ein neuer frack
es ist dein laster
du kleinwagenfratz
du hast mehr glück als das meer wasser
immer in den fettnapf
und raus wieder mit grinsen und geplapper
ich hasse dich so sehr
dein handwerk ist geklapper
du brauchst keine umkehr
du wirkst selbst verdattert
aber eine warnung ist eine warnung
ja und
RUMMS
(hier brauchen wir den gesamten nachbarschaftsverbund)
–
denk nicht du wärst schlauer als alle anderen
und mim hier nicht wieder die rolle des missverstandenen
sei kein großmaul sei wachsam und vorsichtig
und bescheiden und lern fleiß und disziplin
sonst bricht dir dein größenwahn das genick
jegliche überheblichkeit ist illegitim
–
oranges parkett
gläser im glasschrank
fotos hochkant
elisabeth
frank
–
das und dass
da krieg ich todeshass
dass und das
bringt mich noch ins grab
–
zehn zwölf zwanzig jahre
geduld ja auch geduld ist eine gabe
–
HAHAHA
du hast dich so angestrengt
vielleicht bist du einfach kein ganz so großes talent
also nimm dein klimaschutz-zertifikat und deinen büchergutschein
errichte doch zuhause damit einen kleinen schrein
oder löse es beides ein
nimm deinen büchergutschein und dein klimaschutz-zertifikat
ich wische mir mit sowas den a ab
–
heute ist ein tag
gestern war keiner
und weils dir nicht behagt
ist es meiner
–
ich hab tausend iphone-notizen
nur so schnell dahin, verlieben
check houllebecq
check haftbefehl
ich bin immer viel zu spät dran
alles zieht weiter hab ichs verstan‘
check check check
wie du mich verstehst
DAS hat mich verletzt
–
was ist aus mir bloß geworden
ich hatte ganz andere pläne
warum hast du mich verworfen
bin ich nur einer der späne
was ist mit deinen versprechen
wie kannst du mich einfach fallen lassen
warum hilfst du jetzt diesen schleimern und petzen
und lässt zu, dass sie mich fassen
und mit ihren winkeln rechten
das geht unter deinen augen von statten?
du gehst umher wie ein freudenmädchen
–
diese leute sind sehr freundlich aber ich auch geläutert
je unbegründet freundlicher desto angebrachter paranoia
–
wenn es meinerseits nichts mehr zu sagen gibt
ist das in ordnung für mich
ja ist in ordnung
in ordnung
–
nur spiel und spaß
alles war nur spiel und spaß
als ich dort und da war
gab es kaffee
alles war nur spiel und spaß
wovon ich nie zuviel hatte
alles war nur spiel und spaß
die warn dies und das
und ich ein raffke
alles war nur spiel und spaß
ich bluffte und ich blaffte
alles war nur spiel und spaß
dämliches gequatsche
und zu billiger rat
alles war nur spiel und spaß
ein post-it mit deklinationsendungen in der tasche
vorahnungen ja aber von wissen unbelastet
alles war nur spiel und spaß
und wie ich das hinter mir lasse
es war eine göttliche farce
-ich passe-
alles war nur spiel und spaß
wir lachten und lachen, klar
–
„die schutthalden der moderne“
„ein paar korrekturen“
heute nur gelärme
und in fünf jahren muss man spuren?
was björn höcke möchte
sagt er uns ganz offen
und finden wir es heute töfte
sind wir dann doch recht erschrocken
versprochen ist versprochen
–
für manche leute ist eine waffe freiheit
und für manche leute ist freiheit eine waffe
ich gehe nicht ganz so weit
aber bei diesen cowboyspielen, tut mir nicht weh falls ich nicht mitmache
–
so wie ich faust verstanden habe
will er nach dem gesuche und gefrage
einfach etwas spaß
eine gute kluge botschaft
–
der kopf von den beinen lahmgelegt
ich dribbel und passe mit einer kastanie
ich komme aus einer optimistischen familie
heller blick hohe ziele
–
ein spaziergang durch buntes laub
der himmel ist ohne wolken grau
ein tag pause macht die früchte unsrer arbeit nicht faul
–
Kommissar Harold Löst Den Fall! Drama im Zirkus – Heute: „Das Pony Markus, ein Pony mit Vorgeschichte“
Markus ist das schönste Pony, das ich kenne. Und ich sage das nicht einfach so dahin. Markus hat viele Preise gewonnen. In jeder Stadt, in die wir kommen, hören alle Kinder auf, Versteckus und Fangus zu spielen. Sie kommen zum Zirkus Magnacarta, wo vor dem großen halbaufgebauten Zelt Markus und der Esel Tommy in einem provisorischen Gehege stehen. Die Kinder fragen mich: „Wie heißt das Pony?“ Und ich antworte ihnen: „Markus.“ Und nachdem der Großteil von ihnen sich wieder Markus zugewendet hat – er steht nah am hüfthohen Zaun aus Holz, streckt seinen Ponykopf hinüber und nimmt die Ehrerbietungen und Nettigkeiten geduldig entgegen – gibt es tatsächlich ein, zwei Neugierige, die mich fragen: „Und wie heißt der Esel?“ Und ich sage ihnen: „Der Esel heißt Tommy, aber haltet euch besser von ihm fern.“ Natürlich haken diese unverbesserlich Neugierigen nach: „Warum?“ Spätestens an diesem Punkt fange ich jedes Mal an, Tommys Abneigung zu verstehen. Und ich sage zu den Kindern: „Unser Zauberer Narendra hat mir erklärt, als ich ihm dieselbe Frage stellte, dass Tommy in seinem vorherigem Leben Lehrer war. Nachdem Tommy sein ganzes liebes Lehrerleben lang Kinder genervt haben, ist das Verhalten Tommys im Jetzt euch gegenüber doch nachzuvollziehen, oder?“ Das leuchtet den meisten der wenigen bei mir Verharrenden ein. Dann lassen sie von mir ab und scharen sich wie ihre anderen Altersgenossen um Markus. Nur einmal fragte mich ein Mädchen von etwa sieben Jahren, warum Tommy eigentlich ein Esel ist und kein schönes Pony wurde. Jedenfalls bin ich eigentlich nicht für die beiden Vierhufer zuständig, ich übernehme nur immer nach der Ankunft bereitwillig diesen Dienst, die Kinder zu begrüßen und die immer gleichen Fragen zu beantworten, damit sich Carolina, die sich sonst immer um Markus und Tommy kümmert, von den Strapazen der Reise erholen kann. Zwar braucht man bei dem Zeltaufbau jede helfende Hand, doch Carolina ist als einer der, man verzeihe diesen objektifizierenden Begriff, Hauptattraktionen des Zirkus, wie auch unter anderem der Zauberer Narendra, solcher Mühen befreit. Dass ich nicht bei dem Aufbau mitmache, ist nicht nur damit zu erklären, dass irgendjemand anstelle Carolinas ja ein Auge auf die Kinder und vorallem auf Tommy (und noch vielviel mehr auf Markus, wie ihr noch erfahren werdet) haben muss, sondern auch damit, dass es vor eineinhalb Jahren den Vorfall mit Markus gab. Markus und ich – ich war damals, solange scheint mir das schon her zu sein, dass ich schon „damals“ sage, ein Trapezkünstler, und in aller Bescheidenheit, was für einer! -, wir reisten zu einem weiteren Ponyschönheitswettbewerb. Carolina hatte das satt, sie sagte, eher würde sie in ihre Geburtsort zurückkehren und dort einen Bauernwitwer heiraten, den ihr ihre Eltern per Einschreiben vermitteln wollten. Da der Zirkus Magnacarta aber auf die Preisgelder und auf das Prestige angewiesen war, der Herr Direktor Carolina gleichzeitig keinen Wunsch abschlagen konnte, ging der Herr Direktor umher und fragte jeden: „Hast Du Lust, sonntags mit Markus auf der Fähre nach Holmstock überzusetzen und ihm beim Grand Prix de Pony des Evangelischen Frauenbund zu präsentieren?“ Ich willigte ein, denn ich genieße (immer noch) jede Gelegenheit dem recht zuverlässigen Lagerkoller der Zirkusleute zu entkommen. Zwar sagte ich dem Herrn Direktor noch, dass ich Katholik sei, aber er versicherte mir, dass es keine Probleme geben würde. Als wir also, Markus und ich, sonntags in unüblicher Frühe aufbrachen, hatten wir nicht viel bei uns, etwas Proviant, die Teilnahmeunterlagen.