Skizze eines Schachspielers


Skizze eines Schachspielers

 

Als er nach den Lehrjahren anfangen wollte zu spielen, merkte er, dass ein Feld auf dem Brett eingedrückt war. Ein großer Riss klaffte. Unmöglich hätte eine Fi­gur Halt gefunden auf diesem Feld. Sie wäre in Richtung Riss gefallen, und eine kleinere wäre vielleicht sogar von diesem Riss verschluckt worden.

So kann man doch nicht spielen. Die Leute lachen einen aus. Rechts und links von dir spielen sie auf heilen Brettern. Dass eine Figur in Richtung Riss fallen und eine kleinere von diesem Riss vielleicht sogar verschluckt werden könnte, ist so absurd, dass die einzige vernünftige Reaktion ein entschiedenes Kopfschüt­teln ist.

Er hatte sich überlegt, neue Regeln zu erfinden. Bitte, so verrückt ist das nicht. Ein früherer Schachweltmeister wollte dem Brett zwei Reihen hinzufügen, um das Spiel noch interessanter zu machen. Aber er selbst war kein Weltmeister, son­dern nur ein mittelmäßiger Spieler, und dann wäre die Regeländerung auch nur aus der Not geboren worden, abgesehen davon, dass es viel zu kompliziert wäre, den Gedanken zu realisieren.

Außerdem musste er sich eingestehen, dass er nicht wusste, welches Feld das defekte war. Er glaubte, irgendwo in den ersten Reihen klaffte es. Allenfalls über den Grund für den Riss war er sich ziemlich sicher: Er musste in den unglückli­chen Lehrjahren liegen. Doch was half ihm dieses Wissen, nun, da er spielen wollte und die Figuren nicht stehen blieben auf dem eingedrückten Feld?

 

 

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