SPRACHE VERSPRICHT NICHT NUR WORTE
Sprache, ich sprech’ dich, gehörig
Folge ich dir, die du sprichst.
Hörend, gehör’ ich, gehorsam
Dem, was mich anspricht, bestimmt.
Schweigend vertrau’ ich dir. Worte
Gibst du mir ein, bist mir Mund.
Hör’ ich den Ruf deiner Stimme,
Bin ich gerufen, gestimmt.
Will ich mich andern verpflichten,
Geb’ ich und halt’ ich mein Wort.
Sprache verspricht nicht nur Worte.
Sprache ist Antwort, Gespräch.
Wenn der Jargon mich bedrängt?
Wenn mich Manier und Gesprenge,
Slang oder Kauderwelsch
Künstlich zerreißt oder einengt,
Plappern läßt, wie man’s verlangt.
Sprengst du die Fesseln. Gerede
Bleibt auf der Strecke durch dich,
Bist du mir Horizont rings und
Schenkst mir den weitesten Blick.
Sprache, du bringst dich zur Sprache,
Nimmst du die Worte beim Wort,
Lösest du ihnen die Zunge,
Sprechender spricht dann ihr Sinn.
Schicksal – vollzieht es sich wortlos,
Was uns die Sprache verschlägt –
Läßt uns verstummen. Doch säglich
Machst du selbst bitterste Not.
Sprichst du mich, stimmt mich dein Atem.
Rede ich, dank’ ich es dir.