Das Wort des Großvaters


Das Wort des Großvaters

 

Mein Großvater ist schon lange tot,

dreiundfünfzig Jahre,

das ist eine gewaltige Zeit.

Andererseits: was heißt das,

wenn ein Mensch mit einem Mal

wieder vor einem steht,

als wäre er noch da?

Der Großvater hatte mir

als kleinem Jungen einmal erzählt,

dass er beim Kartenspiel

eine – für seine Verhältnisse –

etwas größere Summe Geld

verloren und daraufhin

beschlossen habe,

die Karten nicht mehr anzurühren.

Das habe er auch durchgehalten.

Heute bewundere ich meinen

Großvater für seine Willensstärke.

Die bräuchte ich auch,

um vom Schach loszukommen,

das ich täglich online spiele

wie ein Besessener. Schiller sagt,

der Mensch sei nur da ganz Mensch,

wo er spiele, aber könnte Schiller

mich am Bildschirm sehen – eine

Einschränkung hätte er wohl beigefügt.

Zurück zu meinem Großvater:

Ab jetzt – anders geht es nicht –

will ich mich würdig erweisen,

sein Enkel zu sein.