„Es wird keiner klingeln – ich kann das besser!“


„Es wird keiner klingeln – ich kann das besser!“

Gespräch mit der Verlegerin Karina Lotz

Auf der Frankfurter Immigrationsbuchmesse 2016 bin ich ihr begegnet: einer jungen Frau, die den Mut hatte, in Frankfurt einen Verlag zu gründen: die edition federleicht. Im Dezember 2017 traf ich sie wieder, auf dem Adventsbasar der unabhängigen Frankfurter Verlage in den Räumen des Größenwahn Verlags. Ich wollte mit ihr sprechen: über Mut und Leichtsinn, Hoffnungen und Enttäuschungen in einer harten Verlagswelt. Und Karina Lotz lud mich zu einem Interviewtermin ein.

 

Wie manche Verleger ist sie selbst Autorin. 2012 veröffentlichte Lotz ihren ersten Gedichtband „Im Puls meines Herzens“ in den Offenbacher Editionen, 2013 folgte „Wort aufs Herz“, ihr zweiter Lyrikband. Die Autorin merkte bald, dass die reine Herausgabe von Büchern noch nicht viel zu deren Verbreitung und Bekanntmachung beiträgt, und ihr wurde bewusst: „Als Autor muss man etwas tun.“ Lotz trat in den Freien Deutschen Autorenverband (FDA) ein und hielt Lesungen. Aber auch das empfand sie noch als nicht ausreichend.

Sie beschloss, es besser zu machen und entschied sich für die Verlagsgründung. Das erste Buch war der Essay von Thomas Berger: Albert Camus. Absurdität und Glück, erschienen im Juli 2015. Bis Ende 2017 brachte sie 21 Titel heraus sowie diverse Non-Book-Artikel. Die edition federleicht veröffentlicht eine große Bandbreite an Genres: Romane, Jugendliteratur, Lyrik und Prosa, Erzählungen, Kriminalromane… Im September 2017 hat Karina Lotz erstmalig das literarische Journal SCHREIBTISCH herausgegeben, das nun jährlich erscheinen soll. Hier haben zeitgenössische Autoren die Möglichkeit, ihre Texte zu veröffentlichen. 2018 startet eine neue Reihe mit japanischer Lyrik.

 

2016 trat Karina Lotz in den Börsenverein ein. Trotzdem: „Heute einen Verlag zu gründen, ist ein bisschen crazy.“ Hilfe und Unterstützung findet Karina Lotz bei anderen kleineren Verlagen. Sie hat die Erfahrung gemacht: „Ich bin von den Verlegerkollegen gut aufgenommen worden. Sie zeigen Anerkennung und machen Mut. Als ich als ‚Neuling‘ dazu kam, hat man sich um mich gekümmert“

Viel schwieriger ist und bleibt es mit dem Buchhandel, der die kleineren Verlage zu wenig wahrnimmt. So ist die edition federleicht zwar seit der letzten Frankfurter Buchmesse im Barsortiment, doch dass die Titel in den Buchhandlungen ausliegen, stellt noch immer eine Hürde dar. „Gemeinsam mit anderen kleineren Verlagen aus Frankfurt auf den Buchhandel zuzugehen – das hilft!“, sagt Karina Lotz mit einem Lächeln.

Eine große Rolle spielen regionale Buchmessen, auch für die Motivation: „Hier trifft man sich, hier unterstützt man sich…“ Lotz findet überhaupt, dass es besonders wichtig ist, dass Menschen sich gegenseitig helfen. Das gilt auch für Autoren. Diese sollten kritikfähig sein, ihre Größenphantasien relativieren können und in ihrem Schreiben authentisch sein. Sie müssen ihren Weg finden und der Verlag begleitet sie dabei.

Thematisch hat die Verlegerin keine strenge Leitlinie: „Die Vielfalt und Vielseitigkeit da draußen an Künstlern und Menschen sollte eingefangen werden. Darum hat auch jedes Buch sein individuelles Format, genau zugeschnitten auf den Text und seinen Autor. –  Der Autor ist der Künstler, der Verlag ist Motivator und Unterstützer!“

 

 

www.edition-federleicht.de

www.karina-lotz.de

 

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