EDUARD MÖRIKE
Thomas Berger EDUARD MÖRIKEHaiku (II) Bewegt war das Herz,bedurfte keiner Maskenbei deinem Urfreund. * Geborgen warst duunter der schönen Buche ̶nicht auf der Kanzel. * Der Tod des Bruders:Klagend sangen die Saitender Äolsharfe.
Thomas Berger EDUARD MÖRIKEHaiku (II) Bewegt war das Herz,bedurfte keiner Maskenbei deinem Urfreund. * Geborgen warst duunter der schönen Buche ̶nicht auf der Kanzel. * Der Tod des Bruders:Klagend sangen die Saitender Äolsharfe.
nach herrn k. haiku, VI um kraft zu kriegen an einem baum einem seil hochsteigen zu gott * die stimme des herrn der im garten geht da der tag kühl geworden * wer ein leben führt nach dem willen des herrn wird hinweggenommen * was bist du? […]
Thomas Berger EDUARD MÖRIKEHaiku (I) Durchwachte Nächte.Waltetest fremden Amtes,vom Schicksal bestimmt. * Des Pfarrers Tochterweckte trunkne Liebe dir ̶und Schmerzenstränen.
nach herrn k. haiku, V unzufriedenheit und zerrendes verlangen – wie noch ertragen * ein neuer kopfschmerz wie ein stich überm auge seitdem häufiger * fragen – im entstehn beantwortet; andere – bleiben antwortlos * was mir noch gelingt nebelhafte entschlüsse bald schon aufgelöst * […]
Thomas BergerRÜCKKEHR ANS MEER Nachtstille Stunden.Doch früh das Wellengebraus ̶ welch Ohrenweide! Gänsevögelschar.Winkelflug über dem Strandim Morgendämmer.
Thomas Berger EIN URALTES VOLK aus: Solopart. Erzählungen. Offenbacher Editionen 2014, 55-57. Unlängst wohnte ich in der Landeshauptstadt einem ungewöhnlichen Vortrage im Institut fürVölkerkunde bei, über den zu berichten gewiss von allgemeinem Nutzen ist. Der Redner, ein kleiner, grau gekleideter Herr, versprach Einblicke in die vieltausendjährigeGeschichte seines Volkes. Er zeigte sich erfreut angesichts der […]
nach herrn k. haiku, IV was notiere ich liste meiner schreibpläne das entspricht mir nicht * versprechung eines glücks – ähnlich der hoffnung auf ewiges leben * zum schreiben die nacht als beste zeit (urlaub) – doch mir unzugänglich * unfähigkeit in jeder hinsicht, vollkommen, alles stockt, […]
Thomas Bergeraus: Widerhall des Unsagbaren. Gedichte. Speyer 2011, 22. MORGENGLÜCK Grillengesänge in Trockenrasen Wespenspinnen auf Silbernetzen Glitzertau am Wegrain Die Geladenen verschlafen das Fest
nach herrn k. haiku, III durch das schreiben kraft gewinnen – nicht verliern durch verlassenheitsschmerz * mit eignem gebet ging er hin – die anderen beneideten ihn * manchmal sieht es aus wie ein tanzkurs in seiner ersten viertelstund * sezierend schreiben über diese liebe bis sie unmöglich […]
nach herrn k. haiku, II hauptsächlich wegen der dirnen kam ich dorthin lief dann rasch vorbei * die beobachtung beschreiben und verändern verändert glauben * vorläufig gesund war ich nur die erste zeit auch nur körperlich * erste hoffnungen und schließlicher misserfolg dieses muster lebt * […]
Thomas Berger DER HAHN UND DIE TAUBE Ein Hahn stolzierte unter den Hennen eines großen Hofes. Da kam ein Artgenosse des Weges und näherte sich einer der vielen weiblichen Vögel. Sofort rannte der erste Hahn mit gespreizten Halsfedern herbei, schlug klatschend die Flügel über seinem Rücken zusammen und entfesselte einen heftigen Streit, den er schließlich […]
nach herrn k. haiku hartnäckig vor dem haus stehn – hartnäckig zögern hineinzugehen * nach oben gehen doch der weg führt hinunter wohin ach wohin * stillstand als endstand und als auflösungszustand stimmt wenigstens dies * nein es reicht doch nicht denn woher nehm ich die zeit und […]
DICHTERWORT Es wächst in den Tiefen der Stilleder Hoffart unzugänglichem Ortwo waltet ein anderer Willedas der Schönheit verschwisterte Wort
Morgenfrühe Haikus Morgenfrühe im Licht der Maisonne. Ich schau auf mein Alter hin. * Regennasser Weg, gestern noch im Staub. Der Hund trinkt aus der Pfütze. * Ein alter Mann sitzt auf der Bank. Wär er nur fort! Doch der bleibt nun dort. * Ersehnter Friede. Die Affen […]
Thomas BergerÜBER DEN HÖLDERLINPFADBeitrag in: „Frankfurter Einladung. Großstadtleben, Heimat und Spurensuche“Antheum Verlag 2024, S. 157 ̶ AUSZUG ̶ AUF DEN SPUREN DES DICHTERS – der Hölderlinpfad Meine Lieblingsstelle in der an bemerkenswerten Plätzen und Bauten reichen Stadt Frankfurt hat für mich eine besondere persönliche Bedeutung. Diese reicht beinahe ein halbes Jahrhundert zurück und wurzelt […]
Philosophiestunde Fortsetzung, II „Bedingungen für das Philosophieren außer der Muße“, überlegte der Prä. „Eine gewisse Tiefe des Charakters muss gegeben sein, weil sonst das Philosophieren gar nicht erst vor dem eigenen Horizont aufsteigt. Die Dinge oder Verhältnisse müssen als fragwürdig erkannt werden, auch wenn äußerlich oder vordergründig alles geordnet und selbstverständlich erscheint. – Kannst […]
Thomas Berger MAIENGABE Nach kühlen Tagen da spröde war die Helle und freigebig der Regen Strömt golden das Licht über lebenshungriges Laub und willige Blüten Im lauen Wind tanzen anmutig die Blätter meiner jungen Birken Lächelnd betrachtet von leichtem Gewölk das gelassen vorüberzieht
Philosophiestunde Fortsetzung Mit Thomas G. kam ich erst am nächsten Tag nach der Schule – eine Stunde vor dem Mittagessen – ins Gespräch über die Anregungen des gestrigen Abends. „Was hast du dir notiert bei deinem Rundgang ums Konvikt?“, fragte ich Thomas G. „Dass ich es komisch finde, wenn Sokrates sagt, die Philosophen wollen […]